Hamburg, 12. Juni 2017
Die Symbole der Herrschaft, die Orte der Regierenden werden geschützt von Sicherheitskräften. Es soll ein Bild von Sicherheit, von Kontrolle und der Unmöglichkeit diese in Frage zu stellen vermittelt werden. Mindestens 13000 Polizeibeamte werden in den nächsten Wochen die Stadt kontrollieren oder zumindest sollen sie dies darstellen. Aber Kontrolle hat oft wenig mit Bildern und Symbolen zu tun, sondern mit der Sicherstellung von Abläufen und Funktionen.
So sind es doch genaugenommen eher selten die großen represäntativen Orte oder Personen vor den Kameras oder in den Köpfen, sondern viel eher all die, die im Hintergrund ihren Job machen und funktionieren. Es sind die Leitungen, die Wege, die Schienen, die Funkwellen, die Server, die alles am Laufen halten, die machen, dass die soziale Misere, die tägliche Unterdrückung im Kleinen wie im Großen, weiterläuft und nie stoppt. Die Orte, an denen sich diese wichtigen Funktionen, die das ewige Weiterlaufen der Maschine sicherstellen befinden, sind überall und es ist unmöglich sie zu bewachen. Es sind Kabel, die überall ihre Schnittstellen haben, es sind Knotenpunkte, deren Funktion erst dann deutlich wird, wenn sie nicht mehr funktionieren. Es sind Verbindungen und Netze, die immer bestehen müssen, damit es keine Lücken, keine unkontrollierten Räume gibt. Und oft ist es nicht sehr kompliziert, sie in ihrer Funktion zu sabotieren.
Wie zum Beispiel ein Funkmast an der Bahnstation Kellinghusenstraße in Hamburg, den Unbekannte am 12.06.17 angezündet haben. Wie in einer kleinen Pressenachricht des NDR (die mittlerweile wohl im Sinne der Mediensperre zu Aktionen im Vorfeld des G20-Gipfels wieder gelöscht wurde) am Montag morgen zu lesen war, musste der Mast vom Strom und somit vom Netz genommen werden. Für sich stehend nur eine Sabotage an einem Stück Infrastruktur der Normalität, doch als Idee einer Angreifbarkeit ihres anfälligen Netzes eine fast immer wiederholbare und umsetzbare revolutionäre Praxis, egal ob mit vielen oder wenigen, egal ob während des Ausnahmezustandes oder im tristen Alltag.
Quelle: Linksunten