Würzburg, 27. Januar 2017
Heute jährt sich zum 72. Mal die Befreiung von Ausschwitz, der seit 2005 auch Internationaler Holocaust-Gedenktag ist. An diesem Tag, an dem wir den Opfern des Nazi-Terrors gedenken möchten, wurde das Kriegerdenkmal, ein Denkmal für die Täter dieser Zeit, angegriffen. Die steinernen heroischen Soldatenfiguren wurden mit blutroter Farbe übergossen und auf den Gedenktafeln liest mensch nun „Gegen deutsche Opfermythen!“ und „18.02. Nazis stoppen!“
Während Björn Höcke, Vorsitzender der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag und Landessprecher der AfD Thüringen, in seiner Rede in Dresden vor ein paar Tagen davon sprach, das „deutsche Volk“ hätte sich mit dem Holocaust-Mahnmal in Berlin ein „Denkmal der Schande“ in seine Hauptstadt gebaut, wird in regelmäßigen Abständen den Teilnehmern von Hitlers Vernichtungsfeldzügen an staatlich verordneten „Volkstrauertagen“ gedacht. Es scheint die deutsche Mehrheitsgesellschaft immer weniger zu interessieren, wie geschichtsrevisionistisch das Bild von der deutschen Vergangenheit verzerrt wird.Diese Verzerrung dient der Aufrechterhaltung eines positiv-nationalistischen Selbstbildes und dem Herstellen einer kollektiven Identität. Wenn PEGIDA „Wir sind das Volk“ ruft, äußert sich darin eben jener stumpfe Nationalismus und identitäre Patriotismus, den ein Nationalstaat zum Funktionieren braucht und den er von all seinen Staatsbürger*innen verlangt. Die nationalstaatliche Demokratie ist die Keimzelle für den Faschismus. Der Fehler liegt im System.
Und als wäre dieser gesellschaftstaugliche Geschichtsrevisionismus nicht schon genug, mobilisiert der III. Weg, eine Nazigruppierung mit direktem Bezug zum Nationalsozialismus, für den 18.02. nach Würzburg, um den deutschen „Opfern“ des Weltkriegs zu gedenken. Wir werden nicht hinnehmen, dass nationalsozialistisches, völkisches, rassistisches Gedankengut Platz auf unseren Straßen hat. Aber wenn wir am 18.02 auf der Straße sind, um gegen den III. Weg zu demonstrieren, dann demonstrieren wir auch gegen diesen Staat, der mit seinem „positiven“ Nationalismus den III. Weg überhaupt erst möglich macht.
Quelle: Linksunten