Streiks, Demonstrationen und militante Auseinandersetzungen finden fernab der westlichen Einkaufstempel statt. Deshalb haben wir in Berlin-Schöneberg und -Friedrichshain in der Nacht zum 2. März solidarisch agiert und Steine und Farbe in die Hand genommen.
Diesmal sind es erneut Arbeiter_innen in Bangladesh, die für ihre Rechte eintreten. Fehlende Sicherheit hat die Textilarbeiter_innen der Beo Apparel, ansässig in Deutschland, auf die Straße gebracht. Das Unternehmen lässt in Bangladesh produzieren – unter anderem für Lidl. Doch statt das nach dem Brand im Rana Plaza abgeschlossene Abkommen einzuhalten, wurden die Arbeiter_innen im September 2014 entlassen. Seit Monaten sind sie ohne Einkommen, in der vergangenen Woche kämpften sie militant vor den Werkstoren für ihre Rechte. Für bessere Arbeitsbedingungen, Mindestlohn und das Recht, sich frei organisieren zu dürfen.
Bereits im Januar 2014 schoss die Polizei in Kambodscha auf streikende Arbeiter_innen und tötete fünf von ihnen, Dutzende wurden schwer verwundet. Anfang August dann stürmte die Polizei eine von Arbeiter_innen besetzte Fabrik. Nach elf Tagen Hungerstreik für den Mindestlohn wurden sie mit Schlagstöcken und Tränengas vertrieben. Doch sie geben nicht auf: Streiks, Demonstrationen und militante Auseinandersetzungen finden fernab der westlichen Einkaufstempel statt. Deshalb haben wir in Berlin-Schöneberg und -Friedrichshain in der Nacht zum 2. März solidarisch agiert und Steine und Farbe in die Hand genommen.
Die Textilbranche ist seit langem für ihre ausbeuterischen Arbeitsbedingungen bekannt. Die Marktführer lassen in Südostasien produzieren, weil sie dort Hungerlöhne zahlen können. Arbeiter_innen, die sich organisieren, werden schikaniert, entlassen, verfolgt.
Ob KIK, Benetton, Primark, Adler, Mango oder C&A – auch wenn ihre Produkte hier bei uns unterschiedliche Preise haben – alle zahlen Hungerlöhne, alle verschleiern die Produktion bewusst durch Subunternehmen, denen sie im Fall von verheerenden „Arbeitsunfällen“ die Verantwortung zuschieben können. Im eingestürzten Rana Plaza starben im April 2013 über 1000 Arbeiter_innen, der Brand in der Textilfabrik Ali Enterprises in Pakistan im September 2012 forderte 250 Todesopfer. Am 24. November 2012 starben bei einem Brand in der Tazreen Fashion Textilfabrik 112 Arbeiter_innen, über 300 wurden verletzt. Unter anderen hatten KIK und C&A dort produzieren lassen. Nach jedem dieser Fälle gab es Wellen der Empörung, die leider viel zu schnell wieder verebbt sind. Nicht einmal dem extrem niedrigschwelligen, weil auf Freiwilligkeit und guten Worten beruhenden, „Textilbündnis für bessere Arbeitsbedingungen“ des Bundesentwicklungsministeriums sind die großen Textilunternehmen beigetreten. Offenbar fühlen sie sich trotz der vielen Toten, die sie zu verantworten haben, nach wie vor sicher und in ihrem Image nicht angekratzt. Durch die Kampagnen von NGOs und Gewerkschaften konnte bisher nicht ausreichend Druck aufgebaut werden, um die verantwortlichen Firmen zu zwingen, angemessene Löhne und Entschädigungen zu zahlen und für ausreichende Arbeitssicherheit zu sorgen.
Ausbeutung ist nicht verhandelbar und sie beginnt hier. In verschiedenen Städten u.a. in Berlin, München, Bochum hatten bereits in der Vergangenheit autonome Gruppen ihrem Unmut an KiK Filialen für diese katastrophalen Verhältnisse Luft gemacht. In Berlin haben die „Autonome Gruppen für globale Solidarität“ in ihrem Bekennerschreiben vorgeschlagen, die Auseinandersetzungen in die glitzernden Einkaufsmeilen zu tragen und von der Ausbeutung profitierende Textilunternehmen hier gezielt anzugreifen.
Das greifen wir auf in Solidarität mit den kämpfenden Textilarbeiter_innen.Destroika – egal wie PR-technisch klein Eure Party ausfällt. Wir werden sie Euch gründlich versauen. Es gibt überhaupt gar keinen Grund für Euch zu feiern! Jetzt erst recht!
Kollegiale Autonome Gruppen
Quelle: Linksunten
Polizei:
Sachbeschädigung an zwei Bekleidungsgeschäften
Polizeimeldung vom 02.03.2015
Tempelhof-Schöneberg/Pankow
Nr. 0528
Unbekannte beschädigten in der vergangenen Nacht bzw. am frühen Morgen die Glasscheiben von zwei Bekleidungsgeschäften in Schöneberg und Prenzlauer Berg. Eine Passantin alarmierte gegen 7.50 Uhr die Polizei in die Goebenstraße. Die Täter zerstörten 16 Fensterscheiben, warfen Farbbeutel gegen die Fassade des Mehrfamilienhauses und schrieben eine fast vier Meter lange und circa 0.5 Meter hohe Parole über drei Schaufenster der Filiale. Gegen 8 Uhr bemerkte die Mitarbeiterin des zweiten Geschäftes die zwei beschädigten Glasscheiben und die Farbflecken an der Fassade des Centers in der Eldenaer Straße. Der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt hat die Ermittlungen übernommen.