Es ist wieder soweit!
„Hamburg erwartet die Welt“ titelt das Hamburger Abendblatt.
Beim ersten „Weltkongress“ in Hamburg seit dem G20 Treffen 2017 werden natürlich nicht Geflüchtete aus Syrien oder Afghanistan erwartet, nein, 12000 Expert*innen tagen vom 11.10.-15.10.2021 in den Hamburger Messehallen und dem CCH, um eine SCHÖNE NEUE smarte WELT der Zukunft zu entwerfen; die Schwerpunkte liegt auf „intelligenten“ Verkehrssystemen, autonomen Fahren, Drohnen…
Wir wollen diese Zukunft nicht. Die hier vorgestellten vermeintlich klimaschonenden, menschenfreundlichen, Projekte sind ohne totale Kontrolle und Überwachung nicht zu haben und sollen wie immer im Kapitalismus Profite generieren und zwar nicht zu knapp (u.a. durch Reduzierung des Kostenfaktors Arbeiter*in aber auch mit allen sonstigen altbewährten Mitteln des Kapitalismus…). Um die Algorithmen zu versauen haben wir an drei Stellen die Steuerungstechnik an der 10 Km langen Teststrecke mit Feuer sabotiert. Außerdem haben wir bei der Deutschand-Zentrale von FREENOW in der Straße Neumühlen für Glasbruch gesorgt.„Autonomes Fahren ist unsere Zukunft“ und dafür brauchen wir ein flächendeckendes 5G Mobilfunknetz sagt der VW Chef Diess, welcher sich in letzter Zeit als Symphatisant der Partei „Die Grünen“ geoutet hat. Die VW Töchter Moia und WeShare sollen zukünftig Milliardenumsätze einspielen. Moia beginnt Anfang 2022 in den Hamburger Stadtteilen Winterhude, Uhlenhorst und Hohenfelde mit Testfahrten von Robotaxis. Im Jahr 2025 sollen dann schon einige Dutzend autonom fahrende Busse unterwegs sein.
Der Verkehrssenator Tjarks mit den Grünen will tausende autonom fahrende Busse, angeblich um den Individualverkehr zurückzudrängen. Die müssten aber auch billiger sein , meint er. Wenn an anderer Stellen Personal eingespart oder Kosten auf die Schultern anderer umgewälzt werden , lässt sich das sicher einrichten. Hauptsache der Profit stimmt.Überhaupt hat die Hamburger Politik viel vor:
Tjarks sagt: Hamburg will zu Europas Modellstadt für den digitalen elektrisierten Verkehr werden oder auch Modellstadt für nachhaltige und innovative Mobilität. Dafür ging der Senat „strategische Partnerschaften“ mit den alten Hasen VW, Daimler, BMW und der Deutschen Bahn ein. Seit spätestens fünf Jahren ist der Hamburger Senat darum bemüht, diverse Vorzeigeprojekte in Sachen Mobilität zu realisieren. Einige von ihnen werden im Verlauf der ITS präsentiert: z.B. die autonome S-Bahn von der Station Berliner Tor nach Bergedorf. Die Präsentation der schon angesprochenen Ridepooling/Carsharing Dienste wie Moia und On-Demand-Shuttles wie IOKI (eine Tochter der Deutschen Bahn). Dann selbstverständlich die HVV switch-app, welche dir auf deinem Smatphone immer die günstigsten (!) Tarife und schnellsten Verbindungen anbietet, abrechnet und deine gesamten Fahrstrecken dokumentiert.Um die Bevölkerung (oder vielleicht eher die Kundschaft) einzubinden, gibts während des Kongresses erstmals einen „Öffentlichkeitstag“. In den Messehallen führt der NDR Moderator Dibaba durchs Programm, der Wissenschaftsjournalist Yogeshwar wird Vorträge halten.
Die Tour im fahrerlosen Bus ist hoffentlich ausgefallen. Aber im Hafen gibt es jedoch das Angebot, Drohnen aller Couleur zu bestaunen. Hier betreibt die Deutsche Flugsicherung mit ihrer Tochterfirma Dronique ein „Reallabor“, ein etwa zehn Quadratkilometer umfassendes Areal. Im Hafen nutzen die Hamburger Hafen und Logistik AL (HHLA) und die Hamburger Port Authority (HPA) Drohnentechnik u.a. zur Wartung der Hafenanlagen. Ein Ziel ist sowieso der vollautomatisierte Hafen. So gibt es Pläne mittels der von Elon Musk vorangetriebenen Hyperloop Technologie, Container und ähnliches mit einer Magnetschwebebahn in einer Röhre durch den Hafen rasen zu lassen. Auf dem Containerterminal Altenwerden sind jetzt schon automated guided vihicles (AGV) im Einsatz, um fahrer*inlose Containertransporte durchzuführen. Diese Vorhaben werden , wie auch die Konstruktion autonom fahrender Schiffe, vom Frauenhofer Centrum für maritime Logostik supportet. Gegen den Einsatz „autonomer Schiffe“ kämpfen Arbeiter*innen an der Ostküste der USA.
Nochmal das Frauenhofer Institut: „Der Umschlag von Seegüternund deren Weitertransport wird in Zukunft durch die Digitalisierung weitgehend automatisiert erfolgen.“Bis die autonomen Fahrzeuge und Systeme am Start sind (und weltweit wird mit Hochdruck daran gearbeitet, ganz vorne mit dabei die ALPHABET Tochter Waymo, und klar UBER) gibt es zum Glück noch ein breites Angebot an E-Rollern ( ca. 1500 in Hamburg), sowie 3500 Car-sharing Fahrzeuge und unmengen an E-Scootern.
Ob diese Angebote die vermeintliche Reduzierung der privaten Autonutzung bewirken, wie von ganz naiven Zeitgenoss*innen prognostiziert, ist mehr als fraglich und umstritten. Und darum geht es eh niemandem in diesem Geschäft.
Einige der größten Player am Markt sind die Deutsche Zentrale von Daimler und die BMW Tochter Free Now. Zwei Drittel aller Hamburger Taxen arbeiten für Free Now. Die Firma bietet auch die Nutzung von E-Scootern, E-Mopets, E-Fahrrädern und Car-Sharing an. Free Now beteiligt sich selbstverständlich an der ITS und hat z.B. den Future Mobility Summit 2021 in Berlin maßgeblich unterstützt.Was tun mit all diesen Informationen, die sicher nur die Oberfläche berühren? Wir befinden uns mitten in der vollkommenen Umstrukturierung der größten Teile von Kapitalismus und ihrer Industrie. Die Auswirkungen, mal abgesehen von den kleinen Showeffekten, die uns bei Werbeveranstaltungen und anderen Spektakeln wie der ITS vorgeführt werden, sind tiefgreifend und setzen die Grundsteine für ein neues allumfassendes Netz der Kontrolle.
Ein grün angestrichener, digitaler, autonom agierender Kapitalismus ist nichts anderes als ein Update des selben menschenverachtenden Systems, das immer Geschäfte mit dem Elend von Menschen machen wird.
Wer denkt es würde sich um irgendeine Erleichterung oder Verbesserung für Arbeiter*innen oder gar ökologischere Lösungen handeln, lässt sich täuschen.Statt autonomer Robo-Mobilität FREIES FLUTEN für alle Geflüchteten und Gefangenen!
Freiheit für Lina und Solidarität mit den Angeklagten im „Antifa Ost“ Verfahren!
Freiheit für Jan und alle Gefangenen!
Solidarische Grüße an die Unkontrollierbaren der Rigaer 94 und der Köpi in Berlin.Der Kampf gegen Staat und Herrschaft und Kapitalismus bleibt analoge Handarbeit!
Quelle: Kontrapolis (Tor)
Die Hamburger „FreeNow“-Zentrale in Neumühlen ist mutmaßlich von Linksextremisten beschädigt worden: Beinahe die komplette Glasfront weist Risse und Löcher auf. Der Staatsschutz der Hamburger Polizei ermittelt. Im Internet ist mittlerweile bereits ein Bekennerschreiben aufgetaucht.
Titel des Schreibens: „Sabotage an Teststrecke für autonomes Fahren (TAVF) in Hamburg vor dem Beginn des „World Congress on Intelligent Transport Systems“ (ITS) und Glasbruch bei FreeNow-Deutschland-Zentrale“. Bei der Messe, die gerade in Hamburg stattfindet, geht es unter anderem um intelligente Verkehrssysteme, autonomes Fahren und Drohnen. „Wir wollen diese Zukunft nicht“, so die Verfasser.
Die „vermeintlich klimaschonenden, menschenfreundlichen“ Projekte seien ohne totale Kontrolle und Überwachung nicht zu haben. „Sie sollen, wie immer im Kapitalismus, Profite generieren, und zwar nicht zu knapp“, heißt es weiter. Auch die E-Scooter- und Carsharing-Angebote werden kritisiert, weil sie weniger mobil als vielmehr Kasse machen sollen.
Neben der „FreeNow“-Zentrale wurden in den vergangenen Tagen auch mehrere Ampeln, etwa an der Edmund-Siemers-Allee, beschädigt; alle entlang der Teststrecke für autonomes Fahren. Ironischerweise sollen die vermummten und schwarz gekleideten Täter mit E-Scootern geflüchtet sein. So sollen es Zeugen gegenüber der Hamburger Polizei berichtet haben. Die Ermittlungen dauern an.
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In dem Schreiben werden außerdem der Hamburger Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) und die „strategischen Partnerschaften“ zwischen der Politik und der Mobilitätsbranche aufs Schärfste kritisiert, auch – wie häufig bei solchen mutmaßlich linken Aktionen – der Kapitalismus als solcher. Auch prominente ITS-Redner werden beleidigt.
Um den Bogen zur Ablehnung der durch die Technologie fortschreitenden Mobilität zu spannen, endet das Schreiben mit dem Satz: „Der Kampf gegen Staat und Herrschaft und Kapitalismus bleibt analoge Handarbeit.“
Quelle: Mopo