Autobrände in Lübeck: Erneuter Anschlag gegen Burschenschafter? Eines der Autos, die am Wochenende in der Kanalstraße abgebrannt sind, gehörte einem Burschenschafter aus Kiel. Er war bei einer Burschenschaftsfeier in Lübeck. Steht die Tat im Zusammenhang mit dem Angriff auf das Korporationshaus ein paar Tage zuvor? War es wieder ein Anschlag gegen Burschenschaften? Eines der beiden Autos, die in der Nacht zu Sonntag in der Kanalstraße in Lübeck brannten, gehörte einem Burschenschafts-Mitglied aus Kiel, der zu einer Verbindungsfeier in Lübeck zu Besuch war. Erst wenige Tage zuvor wurde das Korporationshaus von vier
Burschenschaften in der Kronsforder Allee mit Steinen beworfen und Farbe
beschmiert. Burschenschaften feiern Reichsgründung in Lübeck: Gegen 23.30
Uhr ist ein Mitglied der „Alten Königsberger Burschenschaft Alemannia“
aus Kiel, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, zu seinem
Auto auf dem Parkplatz in der Kanalstraße gekommen. In den Räumen der
Gemeinnützigen in Lübecks Königstraße fand eine Feier von
Burschenschaften statt, ein „Großer Kommers zum Datum der
Reichsgründung 1871“, die der Alemannia-Burschenschafter mit Kameraden
besucht hatte. „Als wir nach dem Kommers zurück zu meinem Auto gekommen
sind, habe ich starken Rauch an meinem rechten Vorderrad gesehen“, sagt
der Burschenschafter. „Kurze Zeit später stand mein Wagen und auch das
Auto daneben komplett in Flammen.“ Kieler Burschenschafter geht von
politischem Anschlag aus: Für das Mitglied der schlagenden Verbindung ist
die Sache klar: „Der Brandanschlag ist höchstwahrscheinlich politisch
motiviert. Ich denke, dass wir gesehen wurden, als wir vom Parkplatz in
Couleur zu der Feier gegangen sind.“ „In Couleur“ bedeutet, dass die
Burschenschafter Bänder und Mützen in den Farben ihrer
Studentenverbindung getragen haben – und somit erkennbar waren. Gegen den
Alemannia-Burschenschafter, der sich auch in der Jugendorganisation der AfD
engagierte, seien in der Vergangenheit schon öfter politische Aktionen
gerichtet worden. „Politische Anschläge sind mir nicht unbekannt. Auf
Dauer stumpft man ein bisschen ab und versucht, es mit Humor zu nehmen.“
Polizei nimmt tatverdächtigen Ostholsteiner vorläufig fest: Die Polizei
in Lübeck macht aus ermittlungstaktischen Gründen weder eine Aussage zu
der genauen Brandursache, noch zu einer möglichen Verbindung mit dem
Anschlag auf das Lübecker Korporationshaus in der vergangenen Woche. Ob
ein politisches Motiv hinter dem Anschlag zu vermuten ist? „Wir stehen am
Anfang der Ermittlungen“, sagt Polizeisprecher Stefan Muhtz. In
unmittelbarer Nähe des Tatorts hat die Polizei allerdings einen
29-jährigen Ostholsteiner als Tatverdächtigen vorläufig festgenommen.
Der Mann bestreitet den Vorwurf. „Bisher haben wir nur einen Verdacht.
Der Mann wurde nach den polizeilichen Maßnahmen im Behördenhochhaus
zunächst wieder entlassen.“ Die Kriminalpolizei habe ihre Arbeit
aufgenommen, Zeugenhinweise werden unter Telefon 04 51/13 10
entgegengenommen. Verbindung zu Anschlag am Korporationshaus Lübeck? Auch
Burschenschafter der Lübecker Berolina-Verbindung waren bei dem Kommers
dabei. Es besteht allerdings „kein persönlicher Kontakt oder personelle
Verknüpfung zwischen der Burschenschaft Berolina Mittweida zu Lübeck und
der Alten Königsberger Burschenschaft Alemannia zu Kiel oder einzelnen
Mitgliedern dieser“, wie Thomas Hoffmann, Vorsitzender der Burschenschaft
Berolina Mittweida zu Lübeck, sagt. Ob der Brandanschlag in Verbindung mit
dem Anschlag gegen das von den Lübecker Studentenverbindungen betriebene
Studentenwohnheim steht, darüber kann Hoffmann wegen der dünnen
Faktenlage nur mutmaßen. „Sollte der Anschlag im erweiterten
Zusammenhang mit dem Anschlag auf die Räumlichkeiten des
Korporationshauses Lübeck zu betrachten sein, steht eine Mitteilung der
zuständigen Behörden an uns noch aus.“
Quelle: LN