Wir haben uns in den letzten Tagen dazu entschieden, dass wir nicht länger tatenlos zusehen wollen, wie unser Lebensraum ohne Rücksicht auf Mensch und Natur umstrukturiert wird und haben die Schlösser der beiden Bagger am Weigandufer in Berlin-Neukölln zugeklebt und sie mit Farbe markiert.
Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass das Ufer nicht nur ein Rückzugsort für Insekten und Vögel gewesen ist, das lange und wild zusammen wachsen konnte. Die Wege hinter den hohen Sträuchern und Bäumen waren von der Straße aus nicht einzusehen und boten so auch die Möglichkeit, unbeobachtet von Polizei und Ordnungsamt ein Bier zu genießen, einen Spaziergang zu machen oder einen Schlafplatz zu finden. Die Annahme, dass Orte die nicht schnell und ohne großen Aufwand durch die Polizei kontrollierbar sind, auch gleich gefährlich sind, wird auch hier am Ufer als Rechtfertigung herbei gezogen. So wird auch hier ein weiterer kleiner, blühender Schlupfwinkel durch graue, kontrollierbare Sicherheitsarchitektur ersetzt. Die Frage ist nur: Gefährlich für wen? Für den Geldbeutel des*der Investor*in? Sie sind es die Angst haben, dass unangeleinte Hunde, Gruppen von Menschen, die nicht hipp, jung und wohlhabend aussehen und Obdachlose in der Nachbarschaft ihren Profit schmälern. Die Menschen, die sich den Anstieg der Mieten in den Kiezen nicht mehr leisten können, sollen ferngehalten werden.
Wir wollen nicht Politiker*innen bitten, etwas für uns zu tun, denn sie beweisen immer wieder, dass sie auf der Seite des Kapitals und nicht auf der Seite der Menschen stehen.
Wir glauben nicht daran, dass wir ohne sie ohnmächtig zusehen müssen, wie unsere Kieze immer weiter zu sicheren Festungen für die Profiteur*innen dieses Systems umgebaut werden. Denn unser Gefühl von Ohnmacht ist ihre stärkste Macht.
Wir wollen nicht kontrollierbar sein und uns selbst in emanzipatorischen Gemeinschaften entscheiden, wie wir unseren Lebensraum gestalten – wild und bunt!
Für mehr Spatzenhotels und weniger Hotel Adlons!
Anarchist*innen
Quelle: Indymedia (Tor)