Ende letzter Woche haben wir einem winzigen Teil der in uns aufgestauten Wut Auslauf genehmigt und sind mit bunter Farbe in die Gerichtstrasse gezogen. Hier klatschten wir ein paar Farbkugeln an den riesigen “Studio B-II” Gebäudekomplex, sinnbildlich für Verdrängungsprozesse in unserem Viertel.
So stand hier bis vor wenigen Jahren ein öffentlich nutzbares Schwimmbad welches allmählich dem Verfall überlassen, und nach Neukonzeption dann zu einem Veranstaltungsort für die sogenannte “Kreativszene” wurde – wenn auch meist der sympathischeren Fraktion derselben. Dies wirft natürlich dennoch weniger Gewinn ab als andere Lösungen, und nach millionenschwerem Verkauf wurde das ehemalige Stadtbad Wedding dann abgerissen, und ein hässlicher Klotz mit unzähligen sogenannten “Mikroappartments” gebaut. Das Kalkül mit diesen “Studenten-“wohnungen ist einfach – sie sind eine der erschwinglicheren Immobilienoptionen auf dem Berliner Markt, und dadurch dass sie meist möbliert vermietet werden unterlaufen sie geschickt den Mietspiegel. Und so bildet Studio B:II gemeinsam mit ähnlichem Schund wie “Campus Viva” I & II oder dem grotesken “Youniq” die Speerspitze der Gentrifizierung im Wedding, eines Stadtteils der lange nicht sonderlich attraktiv wirkte.
Uns reichts auf jeden Fall. Auch reicht uns, wenn hier im Kiez munter die Zwangsräumungen weitergehen, wenn die Frauen* und Freund*innen aus Liebig34 und Rigaer vertrieben und schikaniert werden, wenn man zukünftig in Syndikat oder Meuterei nicht mehr (un-)friedlich das abendliche Bier soll schlürfen dürfen, oder die jungen/jung-gebliebenen in Schöneberg aus Potse und Drugstore geschmissen werden.
Es brennt an allen Ecken, und so darf das bisschen Farbe nur der Anfang sein – Wir bleiben alle, sonst halt Krawalle!
Quelle: Indymedia
#VerdrängungBeginntHier – Das sog. Microapartment „Studio B-II“ auf dem Fundament des ehemaligen Stadtbad Wedding (Gerichtstraße) hat schon wieder Farbe abbekommen. Erst zu Ostern gab es ähnliche Markierungen. Keine Ruhe im #Mietenwahnsinn! https://de.indymedia.org/node/33820
Quelle: Twitter