Leipzig, 2. Oktober 2018
Er verließ gerade ein Wohnhaus in Leipzig-Gohlis, als die vermummten Angreifer über ihn herfielen: Stadtrat Enrico Böhm wurde auf offener Straße verprügelt und mit Pfefferspray attackiert.
Brutaler Überfall auf den Leipziger Stadtrat Enrico Böhm (35): Der ehemalige NPD-Kreischef wurde nach LVZ-Informationen am Dienstag gegen 7.15 Uhr beim Verlassen eines Wohnhauses in der Gohliser Natonekstraße von mindestens fünf Vermummten attackiert. Die Polizei wollte auf Anfrage die Identität des Opfers nicht bestätigen.
Nach Angaben von Behördensprecher Uwe Voigt waren die Angreifer dunkel gekleidet und trugen Sturmhauben. Sie versetzten ihm mehrere Schläge, so dass er zu Boden stürzte und sich verletzte. Zudem besprühten die Unbekannten ihr Opfer mit Pfefferspray. Die Täter flohen anschließend zu Fuß beziehungsweise mit Fahrrad in Richtung Elsbethstraße. Böhm erlitt Verletzungen im Gesicht und musste zur Behandlung in ein Krankenhaus. Über die Schwere der Blessuren lagen zunächst keine Informationen vor.
Extremismus-Ermittler übernehmen Fall
Ein halbes Dutzend Zeugen verfolgte den Angriff auf offener Straße. Ihren Aussagen zufolge haben die Täter nichts gesagt. Es sei alles sehr schnell gegangen, hieß es. Geraubt wurde Böhm nichts. Somit geht die Polizei von einer politisch motivierten Tat aus. Das Polizeiliche Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrum (PTAZ) beim sächsischen Landeskriminalamt hat die weiteren Ermittlungen übernommen.
Die rechtsextreme NPD hatte sich im Jahr 2016 nach Querelen im Zusammenhang mit der Wahl eines neuen Landesvorstandes im März von ihrem Leipziger Stadtrat Böhm getrennt. Er sei aus der Partei ausgeschlossen worden. Zuvor habe man ihn als Kreischef abgesetzt, hieß es in einer Mitteilung der Partei. Laut Böhm sei er selbst aus der NPD ausgetreten. Der 35-Jährige ist nach wie vor fraktionsloser Stadtrat. Auf sein Konto gehen rund ein Dutzend Vorstrafen, unter anderem wegen vorsätzlicher Körperverletzung.
Quelle: LVZ