+++ 300 auf Antikap-Block bei der DGB-Demo +++ 800 auf Revolutionärer Demo +++ Farbe auf Dehoga +++ AfD-Outing +++ Pyro & Kurdistan-Soli +++ bis auf kleine Rangeleien zurückhaltende Bullen +++ Internationalistisches Straßenfest +++ Wohnungsbesetzung dauert an +++
Der 1.Mai in Stuttgart begann dieses Jahr wieder mit dem Antikapitalistischen Block auf der Demo des DGB am Marienplatz. 2018 war dieser Block definitiv einer der größten der letzten Jahre. Etwa 300 Leute beteiligten sich, nachdem ein Bündnis aus revolutionären Gruppen, der Verdi-Jugend und verschiedenen Jugenauszubildendenvertretungen aufgerufen hatte. Ziel war auf der DGB-Demo gegen die immer noch vorherrschenden sozialpartnerschaftliche Linie in den Gewerkschaften, eigene klassenkämpferische Akzente zu setzen. Lautstark und kämpferisch zog der Block Richtung Innenstadt, während auf dem Weg die Umgebung mit Sprühkreide-Parolen und -Schablonen verschönert wurde. An einem „Alnatura“-Markt, wurde deren betriebsratsfeindliche Politik thematisiert, indem die Schaufensterscheiben mit entsprechenden Hinweisschildern zugeklebt wurden.
Die Revolutionäre 1.Mai Demonstration begann direkt im Anschluss am Schlossplatz. Mit circa 800 TeilnehmerInnen war die Demo in etwa so groß wie letztes Jahr. Angeführt wurde sie von einem Block mit festen Reihen und vielen roten Fahnen. Nach einer kurzen Rangelei wegen Verstößen gegen die Auflagen zu Beginn hielt die Polizei sich dann – für Stuttgart ganz untypisch – weitgehend zurück. Auf der Auftakt- und Zwischenkundgebung gingen die Reden u.a. auf den Krieg der Türkei gegen Afrin, den Rechstruck, die Notwendigkeit in Streiks und soziale Kämpfe zu intervenieren und die merklich angezogene Repression seit dem G20 ein.
Während die Demo von der Innenstadt nach Heslach zog, kam es aus der Demo und am Rande immer wieder zu eigenständigen Aktionen: So wurde die Filiale des Hotel- und Gaststättenverbandes „DeHoGa“ wegen ihrer freundlichen Positionierung zu Niedrig- und Mindestlöhnen mit Farbe angegriffen (und dabei auch ein paar Bullen getroffen). Auf Höhe der Furtbachstr. 16, wurde der homophobe und christlich-fundamentalistische AfD-Aktivist Lukas Kuhs geoutet. Schon in der Nacht zuvor war sein Haus mit Parolen und Farbbeuteln markiert worden. Am Marienplatz fand eine Choreografie zur Solidarität mit den Kämpfenden in Kurdistan statt. Es wurden Rauchtöpfe gezündet, Fahnen der kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG/YPJ und verbotene Fahnen der PKK geschwenkt und Schilder in den kurdischen Farben von etwa hundert AktivistInnen im Frontblock gezeigt.
Den Abschluss der Demo bildete eine Rede der Revolutionären Aktion Stuttgart. Die, wie auch in den Vorjahren, vermummte Rednerin, hob hervor, dass die aktuellen – rhetorischen – Angriffe die von Rechtsaußen der Union wie Spahn oder Seehofer ausgehen, lediglich der politischen Vorbereitung der herrschenden Klasse auf die nächste Vertiefung der Krise dienen. Die revolutionäre Linke kann sich angesichts dessen nicht wegducken und findet erst recht keinen Ausweg, indem sie sich dem bürgerlichen Lager anbiedert. Sie kann nur kämpfend Orientierung bieten. Das letzte Stück Weg zum Internationalistischen Straßenfest beim Linken Zentrum Lilo Herrmann, zog die Demo selbstbestimmt und unangemeldet. Ein paar Bullen, die sich hier in den Weg stellten, waren schnell zur Seite gedrückt.
Im Anschluss feierten dann bis zu 500 Leute in und ums Linke Zentrum. Einige machten sich von dort auch zu den seit 4 Tagen besetzten Wohnungen in der Wilhelm-Raabe-Str. 4 auf, die nur 5 Minuten entfernt sind.
Dem 1.Mai 2018 in Stuttgart gelang es die verschiedenen alltäglichen (Abwehr-)Kämpfe zusammenzuführen und eine revolutionäre Perspektive aufscheinen zu lassen. Dazu trugen auch die vielfältigen Aktivitäten im Vorfeld bei.
Quelle: Indymedia (Tor)