Nach den G20 Ausschreitungen ist vermehrt der Ruf nach Schließung linker Treffpunkte und Räumung besetzter Häuser lauter geworden. Als Beispiele seien hier die Rote Flora in Hamburg, das Conne Island in Leipzig und die Rigaer94 in Berlin genannt. Nun gibt es scheinbar unterschiedliche Strategien mit den Drohungen & Aktionen seitens des Staates umzugehen. Im Süden Leipzigs rumort es, weil sich das Conne Island mit dem Oberbullenschwein Merbitz getroffen hat, in Hamburg sind sich die Leute uneinig darüber, ob sie jetzt mit der Stadt Gespräche führen wollen oder nicht (https://www.welt.de/regionales/hamburg/article172140768/Hamburg-Gruene-sprechen-mit-Autonomen-ueber-Rote-Flora-Zukunft.html) und in Berlin ist die Rigaer94 unversöhnlich dem Staat gegenüber. Dort wurden als Antwort auf die Öffentlichkeitsfahndung z.B. mehrere Bullenfressen, die bei der Räumung der Kadterschmiede im letzten Jahr beteiligt waren, veröffentlicht und in diversen Statements die kompromisslose Haltung gegenüber der Stadt, dem Staat und seine Bullen bekräftigt.
In den letzten Wochen mussten wir jedoch immer wieder Nachrichten aus dem Berliner Nordkiez lesen, die nicht unsere Freude erwecken konnten:„Seit Tagen wird kein Moment ausgelassen Besucher*innen der R94, Spaziergänger*innen und Bewohner*innen zu stalken und zu belästigen.
Es geht soweit, dass Menschen auf ihrer Hunderunde von tuckernden Wannen begleitet werden, Bewohner*innen der R94 an den Ausgängen des Forcki aufgelauert wird, bis Sonntag Abend die Kontrolle für jeden und jede Nachbar*in unumgänglich wurde, die ihre Haustüre zwischen Zelle- und Liebigstraße erreichen wollte. Währenddessen brummte der Helicopter eine Stunde über den Dächern des Dorfplatzes.“ (Quelle: http://rigaer94.squat.net/2018/04/03/berliner-cops-im-gefahrengebiet/)Das Ganze gipfelte dann letzte Woche mit der Vollstreckung zweier Haftbefehle. Dafür wurden 350 Bullen rangekarrt, plus schwerem Gerät.
„Gegen 8:30 Uhr erfolgte der erste Zugriff in der Zellestraße. Bei dieser Festnahme wurde der Person der Hausschlüssel abgezogen, mit dem gegen 09:00 Uhr die Eingangstür der R94 aufgemacht wurde. Im Anschluss durchsuchte ein martialisches Aufgebot die Wohnung des Betroffenen.
Vermummte Bullen stürmten mehrere Kinderzimmer, rissen die dort Schlafenden aus ihren Betten und versuchten diese zu erniedrigen.
Die Rigaerstraße war zwischen Dorfplatz und Proskauer Straße bzw. später nur noch bis zur Zellestraße hermetisch abgeriegelt. Neben dem Einsatz einer Hundestaffel kreiste wie so oft der Heli über dem Kiez. Außerdem waren mindestens 7 Zivilbeamte des LKA 5 direkt vor dem Haus postiert und bei der Durchsuchung zugegen, es standen zusätzliche Zivis unter anderem in der Liebigstraße und am Bersarinplatz verteilt.“ (Quelle: http://rigaer94.squat.net/2018/04/03/unser-hass-gegen-eure-repression/)Es beflügelt uns zu sehen, wie Genoss_innen in einem so belagerten Kiez ihren Alltag widerständig organisieren und sich nicht von den ständigen Kontrollen, Drohungen, Verhaftungen und Razzien einschüchtern lassen.
Wir greifen die Idee aus Berlin auf durch das Abbrennen von Autos Bezüge zwischen den aufständigen Bewegungen verschiedener Städte herzustellen. Auch wenn wir nicht in Berlin sind, wollen wir unseren Beitrag dazu leisten, die rebellischen Strukturen dort zu verteidigen. Der Aufruf aus Berlin, rebellische Kieze zu verteidigen, schlägt bei uns an: Wir verteidigen unsere Strukturen selber, statt uns dem Staat anzubiedern. Wir möchten euch rund um die Rigaer 94 darin bestärken, durchzuhalten und euch nicht entmutigen zu lassen. Bei den nächsten Angriffen gegen euch werden wir wieder losziehen, genauso wie wir es diesmal gemacht haben, als sie zwei eurer Freunde eingeknastet haben.
So kam es dazu, dass in der Nacht vom 2.4. auf den 3.4. fünf Autos von Dussmann auf einem Parkplatz in Stötteritz brannten. (LVZ: http://www.lvz.de/Leipzig/Polizeiticker/Polizeiticker-Leipzig/Mutmasslicher-Brandanschlag-auf-Kleintransporter-in-Leipzig) Dussmann verdient mit dem Wegsperren von Menschen. Und darauf sind sie stolz:
„Gefängnisse sind verborgene Welten inmitten unserer Gesellschaft und zugleich ein fester Bestandteil von ihr. Dass diese Welten bestehen, dafür sorgen jeden Tag hunderte Mitarbeiter, unter ihnen auch Experten von Dussmann Service.“
FREIHEIT für die zwei Freunde der Rigaer94
FREIHEIT für NERO
FREIHEIT für Alle
Quelle: Indymedia
Wieder gingen in Leipzig Fahrzeuge in Flammen auf: In der Nacht zu Dienstag haben Unbekannte auf einem frei zugänglichen Parkplatz in der Karl-Siegismund-Straße im Zentrum-Südost Kleintransporter einer Reinigungs- und Sicherheitsfirma in Brand gesteckt. Zwei Fahrzeuge brannten komplett aus, drei weitere wurden schwer beschädigt.
Gegen 0.20 Uhr wurden die Einsatzkräfte benachrichtigt, sagte Polizeisprecher Uwe Voigt gegenüber LVZ.de. Die Feuerwehr Leipzig-Süd rückte zu den Löscharbeiten aus. Wie die Polizei mitteilt, setzten die Täter nach ersten Erkenntnissen in zwei Fällen Brandbeschleuniger ein, um die Autos abzufackeln.
Motiv unklar
Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen, auch der Staatsschutz sei involviert. Das Motiv des Anschlags ist laut Polizei aber noch völlig unklar. Ein Bekennerschreiben sei bisher nicht aufgetaucht, so Voigt weiter. Zur Höhe des Sachschadens gibt es noch keine Erkenntnisse, zwei Transporter auf dem Parkplatz blieben unversehrt.
In der vergangenen Woche hatten Unbekannte einen mutmaßlichen Brandanschlag auf Fahrzeuge eines Unternehmens verübt, das im Auftrag von LVZ-Post arbeitet. Drei Kleintransporter brannten aus. Am vergangenen Mittwoch tauchte ein Bekennerschreiben auf der Plattform indymedia.org auf. Das polizeiliche Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrum (PTAZ) ermittelt.
Quelle: LVZ