+++ 1200 Autonome, Anarchist_innen, Kommunist_innen und linke Studierende demonstrieren lautstark als Reaktion auf den Mord an Khaled unangemeldet durch die Leipziger Innenstadt +++ Über zwei Stunden keine Polizeibegleitung +++ Graffitis entlang der gesamten Demoroute +++ Amtsgericht angegriffen und entglast +++ Polizei kesselt 200 Personen nach Ende der Demo +++
In Leipzig haben heute spontan 1200 Menschen als Reaktion auf den Mord an Khaled Idris Bahray in Dresden demonstriert. Khaled war Anfang der Woche unter bisher ungeklärten Umständen ermordet worden. Er lebte in einer dezentralen Flüchtlingsunterkunft in Dresden, an der es bereits seit Wochen immer wieder zu Übergriffen und Pöbeleien durch Rassist_innen gekommen war.
Während die Mitbewohner Khaleds nach der Tat direkt von einem rassistisch motivierten Mord ausgingen, sprach die Dresdner Polizei zunächst von einem Unfall oder möglichen Selbstmord – Khaled sei an einem offenen Schlüsselbeinbruch verstorben.
Auch wenn noch nicht klar ist, wer Khaled ermordet hat: Er starb nicht zufällig, sondern vor dem Hintergrund einer rassistischen Mobilmachung eines Teils der deutschen Gesellschaft. Schon bevor er starb, war er rassistischer Hetze und Verfolgung ausgesetzt. Mitbewohner berichteten, dass sie schon länger mit Sprüchen wie „We will kill you“ bedroht wurden, an der Wohnung Khaleds sprühte jemand Hakenkreuze. Trotz allem ist in allen offiziellen Stellungnahmen nur zu hören, dass man nicht vorschnell urteilen dürfe, und es zu früh sei, von einem rassistischen Mord zu sprechen.
Mag sein. Wir aber waren heute bereit, diesen möglichen Fehler in Kauf zu nehmen – denn allen, die auf der Demo waren, war es wichtiger, jetzt auf die Straße zu gehen und möglicherweise falsch zu liegen, als zu lange zu schweigen, um dann doch fest zu stellen, dass Rassist_innen hinter der Tat steckten.
Die Demonstration begann um 20:00 Uhr vor der Leipziger Albertina-Bibliothek mit etwa 500 Menschen und lief von dort aus über den Ring und die Nikolaikirche, hin zum Augustusplatz, von dem Legida am Mittwoch ihren „Spaziergang“ starten will. Von hier aus lief die Demo weiter über den Ring bis zum Bayrischen Bahnhof, von wo sie sich Richtung Amtsgericht weiterbewegte. Bis zum Ende wuchs die Demonstration auf 1200 Leute an. Auf der Karl-Liebknecht Straße wurde die Demo um 22:00 Uhr dann von einer Hundertschaft Bullen auseinander getrieben und fand damit ihr unfreiwilliges Ende.
Die Demostrecke im Detail: Beethovenstraße – Harkorstraße – Martin-Luther-Ring – Dittrichring – Thomaskirchhof – Thomasgasse – Grimmaische Straße – Augustusplatz – Grünewaldstraße – Windmühlenstraße – Bayerischer Platz – Arthur-Hoffmann-Straße – Hohe Straße – Bernhard – Göring -Straße – Arndstraße – Karl-Liebknecht-Straße – Kochstraße – Karl-Liebknecht-Straße.
Die Demo war laut und kraftvoll. Sie trug den Zorn über der Mord an Khaled sowie die anhaltende rassistische Mobilmachung seitens Legida und Pegida, sowie der Bundesregierung auf die Straße. Entlang der Strecke wurden etliche Grafittis sowohl mit Bezug auf Khaled, als auch auf den kommenden Legida Aufmarsch hinterlassen. Ebenso wurde als Zeichen militanter Solidarität das Amtsgericht angegriffen und entglast.
Die Bullen tauchten erst zum Schluss in größerer Personenanzahl auf – über weite Strecken lief die Demo ohne jede Bullenbegleitung. Anrückende Bullenfahrzeuge wurden mit Steinangriffen vertrieben. Offensichtlich hatten sie weder von der ab Tagesmitte offen laufenden Mobilisierung mitbekommen, noch hatten sie genug Einheiten vor Ort: Das, was als erste Hundertschaft anrückte, war nichts als eine aus Streifenhörnchen zusammen gewürfelte Ersatzhundertschaft. Erst als Unterstützung aus anderen Bundesländern kam, trauten sie sich vor, und kesselten 200 Personen weit ab vom Demonstrationsgeschehen ein. Dem errichten brennender Barrikaden, dem Angriff auf das Landgericht und überhaupt dem Durchführen einer entschlossenen und lautstarken unangemeldeten Demo mit 1200 Leuten sahen sie aus der Entfernung taten- und hilflos zu. Damit erhielten sie stellvertretend die Quittung für alle Opfer von Polizeilicher Willkür, Gewalt und Schlamperei, wie sie sich zuletzt im Fall von Khaled mehr als deutlich gezeigt hat.
Auf der Demo war dieser Art des politischen Ausdrucks nicht allen Menschen recht – manche verließen sie daher frühzeitig. Hier sei noch einmal darauf hingewiesen, dass weite Teile der Demo solidarisch miteinander waren und die verschiedenen Formen politischen Ausdrucks zusammen das kraftvolle Zeichen ermöglichten, dass wir heute von Leipzig aus an alle senden, die meinen, ihre rassistische, nationalistische und chauvinistischen Ideen, sowie ihre Angriffe und Morde seien ohne Widerstand. Wir werden uns euch in den Weg stellen, euch blockieren und angreifen, wo immer wir können.
Den Eingekesselten wünschen wir viel Kraft! Lasst euch nicht einschüchtern und bleibt stark! Meldet euch im Nachgang beim EA und vor allem: Macht keine Aussagen bei Polizei und Staatsanwaltschaft. Wir alle stehen hinter euch und werden der Repression seitens des Staates gemeinsam begegnen.
Den Mitbewohner_innen und Angehörigen von Khaled gilt unser ganzes Mitgefühl und unsere Trauer. Auch wenn wir uns noch nicht persönlich kennen, stehen wir an eurer Seite.
Weitere Termine stehen an:
Demonstration im Gedenken an Khaled in Dresden: Samstag, 17.01. 15h, Albertplatz Pegidaaufmarsch verhindern: Montag in Dresden – Achtet auf aktuelle Ankündigungen! Legidaaufmarsch verhindern: Mittwoch in Leipzig – Achtet auf aktuelle Ankündigungen!
Solidarisch und entschlossen der rassistischen Mobilmachung entgegen treten – auf allen Ebenen – mit allen Mitteln!
Alerta!
Quelle: Linksunten
leipzig.antifa.de: Taktisch und politisch mehr als zweifelhaft
Presse:
LVZ: Schock in Leipzig: Linksradikale hinterlassen Spur der Verwüstung
LVZ: Linksextreme bekennen sich zu Randalen in Leipzig – Polizei beschlagnahmt Handys
LVZ: Massive Angriffe auf Gerichtsgebäude – hoher Schaden
Bild: Polizisten mit Steinen und Raketen angegriffen+++Autos demoliert+++Anschlag auf Amtsgericht