warum wir handeln – wie jedes jahr am 1. august erhöht die lvb ihre ticketpreise, trotz steigender umsaetze und immer hoeheren einnahmen aus dem ticketverkauf. da bisher weder petitionen noch diskussionen im stadtrat etwas daran geaendert haben und wir auch nicht davon aus gehen dass es in den kommenden jahren einen kostenlosen nahverkehr geben wird, haben wir uns zur sabotage und zerstoerung von fahrkartenautomaten im gesamten stadtgebiet entschlossen.
wir wollen damit zum einen den fahrkartenverkauf fuer eine gewisse zeit erschweren und zum anderen eine berichterstattung und diskussion anregen, die sich mit der jaehrlichen preiserhoehung sowie alternativen finanzierungsmodellen beschaeftigt. direkte aktionen provozieren eine verstärkte berichterstattung und zwingen die meisten sogenannten politiker, zumindest stellung zu beziehen. wir denken jedoch, dass alle aktionen für sich sprechen und immer das ziel haben sollten, sympathien in teilen der gesellschaft auszulösen.
wir rechnen mit stimmen der entrüstung die behaupten dass gerade durch solche aktionen die ticketpreise erhoeht werden, doch dem widersprechen wir klar. seit mehreren jahren steigen die preise und das auch ohne direkte aktionen.
denn nicht nur leipzigs autonome spielen in der 1. liga (lvz 9.6.2015) sondern auch die preise der leipziger verkehrsbetriebe:
kostete eine einzelfahrt vor dem 1.8.2012 noch 2,10 euro und eine kurzstrecke 1,50 euro so stiegen die preise auf inzwischen 2,50 euro und 1,80 euro. dabei gibt es in leipzig einen großen niedriglohnsektor, viele studenten, familien und eine immer noch hohe anzahl an arbeitslosen.
viele dieser menschen sind auf den nahverkehr angewiesen und muessen eine preiserhoehung schmerzlich hinnehmen, sofern sie nicht ohne ticket fahren wollen.
eine erhoehung des „erhoehten befoerderungsendgeldes“ von 40,00 auf 60,00 euro soll dies zudem noch unattraktiver machen. so wurden im Jahr 2013 laut angaben der lvb 44.000 „schwarzfahrer“ erwischt, das ergibt taeglich circa 120 personen. wie die 50 fahrausweispruefer die in 2er- oder 3er-gruppen taeglich unterwegs sind und dabei bis zu 50 mal umsteigen, schilderte ein ehemaliger lvb mitarbeiter im Jahr 2010
Der Linien-Trick:
Offiziell gibt es natürlich keine Linien-Vorgaben, aber: „Tatsächlich werden die zu kontrollierenden Bahnen nach bestimmten Kriterien ausgewählt. Beispiel Linie 10 nach Wahren. Die führt am Arbeitsamt vorbei. Da haben viele kein Geld für einen Fahrschein“, so der Ex-Kontrolleur. Dazu kommen die Strecken in die Wohngebiete mit hohem Hartz IV-Anteil. Grünau mit den Linien 1,8 und 15. Paunsdorf mit den Linien 3, 7 und 8. Auch die stark frequentierten Linien 10 und 11 werden gern auf der Karl-Liebknecht-Straße kontrolliert.Der Tarifzonen-Trick:
Viele Linien verlassen irgendwann die Stadtgrenze. Dann braucht man ein Ticket für die neue Zone. Der Insider: „Wir sind oft nur auf diesen kurzen Strecken wie z.B. von der agra nach Markkleeberg unterwegs, genau da ist die Tarifgrenze.“Der Konzert-Trick
Bei vielen Konzert-Tickets für ARENA, Haus Auensee oder Gewandhaus ist häufig ein LVB-Fahrschein dabei. „Aber nicht immer, je nachdem, wie es der Veranstalter ausgehandelt hat“, sagt der Insider. „Und genau an diese Tagen rücken wir aus.“(Quelle: http://www.bild.de/regional/leipzig/geschichte/die-tricks-der-lvb-kontrollettis-11364654.bild.html):
es wird also gezielt nach jenen gesucht, die es sich nicht leisten koennen oder ahnungslos sind. auch wenn wir soziale netzwerke kritisch sehen, finden wir es gut wenn es versuche der vernetzung gibt um sich vor diesen wegelagerern zu warnen.
https://www.facebook.com/SchwarzfahrenLeipzig
doch jeder kann etwas unternehmen
– sucht bei kontrollen minutenlang den fahrschein, das semesterticket, das schuelerticket oder die monatskarte.
– steckt bei der kontrolle heimlich eure fahrscheine denjenigen zu, die offensichtlich keine haben.
– habt viele alte, ungültige tickets in der tasche, so dass es euch sehr schwer faellt das richtige zu finden.
– warnt andere vor der kontrolle, wenn die kontrollettis um/aussteigen. oder begleitet die kontrollettis, wenn sie umsteigen.
– lasst die kontrolleure wissen, was ihr von den preisen der verkehrsbetriebe und von ihrem job haltet. – widersetzt euch den anweisungen der kontrolleure.
– zeige einen gut erhaltenen, aber abgelaufenen fahrschein kurz freundlich und selbstbewusst vor; oft wird dann auf die zeit nicht mehr genau geschaut.
– strassenbahnen und busse koennen ihre fahrt nicht weiterfuehren wenn die tueren nicht schliessen, dies passiert wenn die lichtschranke ueberklebt oder stark zerkrazt oder uebermalt wurde, achtet auf personal, aktivbuerger und fahrer.
– fahrkartenautomaten koennen durch bauschaum ausser kraft gesetzt werden, sprueht ihn in die oeffnungen, achtet auf kameras.
– automaten niemals mit benzin flambieren, dies kann zu explosionen führen, benutzt stattdessen pattexbeutel oder kohleanzuender im geldfach, auch hier achtet auf kameras, passt auf wo ihr das pattex kauft.
– kontroletten gezielt suchen und sich gemeinsam zu widersetzen (achtet auf euren selbstschutz). die moeglichkeiten sind also vielfaeltig, nutzt sie!
ein blick in die vergangenheit zeigt darüber hinaus, dass militante aktionen, die sich mit fahrpreisen und dem nahverkehr beschaeftigen, kein neues phaenomen sind
1975 – die revolutionaeren zellen und rote zora(rz) haben fahrkartenentwerter sabotiert, automaten angezuendet und 120.000 gesammelte fahrkarten in arbeitervierteln mit einem flugblatt der rz in briefkaesten verteilt
1976 – die frankfurter schwarzfahrer kartei geht in flammen auf (rz)
1977 – brandanschlag auf die schwarzfahrerkartei der bvg, das büro brennt vollkommen aus, sogar der putz fällt von den wänden(rz)
1981 – fahrscheine werden im gesamten ruhrgebiet in den briefkästen verteilt(rz)
doch auch in den letzten jahren kam es hierzulande zu einigen aktionen die wir nennen wollen:
20.03. – 21.03.2012
Hamburg – Sabotage an 18 Fahrkartenautomaten und Auto der Hochbahn angezündet https://linksunten.indymedia.org/en/node/56886
Ende März 2012
München – Sabotage an ca. 50 Fahrkartenautomaten https://linksunten.indymedia.org/en/node/55749
13.04. – 14.04.2012
Essen – 4 Fahrkartenautomaten außer Betrieb genommen https://linksunten.indymedia.org/en/node/58243
30.04. – 01.05.2013
Stuttgart – 10 Fahrkartenautomaten beschädigt https://linksunten.indymedia.org/en/node/85034
15.12 – 16.12.2014
Berlin – mehrere Ticketautomaten unbrauchbar gemacht https://linksunten.indymedia.org/en/node/129903
wie proteste und sabotageaktionen in anderen laendern ablaufen koennen zeigen zudem nachfolgende beispiele
Juni 2013
Brasilien – Geschätzt über 200.000 Menschen nahmen in der Nacht zum Dienstag in mehr als zehn Städten des Landes an weitgehend friedlichen Demonstrationen teil.
http://www.heute.at/news/welt/art23661,891691
Februar 2014
Rio de Janeiro – Brennende Barrikaden, Tränengas und Randale – Rio ist erneut Schauplatz gewalttätiger Proteste. Auslöser war wie im Vorjahr eine geplante Fahrpreiserhöhung im öffentlichen Nahverkehr.
http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/brennpunkte_nt/article124616959/Massive-Randale-in-Rio.html
Januar 2015
Sao Paulo – Die Erhöhung von Fahrpreisen im öffentlichen Nahverkehr treibt in Brasilien erneut tausende Demonstranten auf die Straßen. In der Millionen-Metropole São Paulo schlägt der Unmut der Menschen in Gewalt und Randale um – die Polizei greift durch.
http://www.n-tv.de/politik/Proteste-um-Bus-Tickets-eskalieren-article14294866.html
Ende November 2014
Zürich – Unbekannte beschädigen 170 Automaten in der ganzen Stadt
http://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/22395638
Ob Leipzig, Berlin, Hamburg, Essen, Stuttgart oder München.
Ob Zürich, Sao Paulo oder Rio de Janeiro.
Ob Athen, Paris, Brüssel, Madrid, Barcelona oder Wien.
Unser Widerstand ist legitim!
Quelle: Linksunten
Presse:
LVZ: Brandanschläge auf Ticketautomaten in Leipzig
radio mephisto: Brandanschläge auf Ticketautomaten
Polizei:
Fahrkartenautomat zerstört
Ort: Leipzig-Reudnitz, Stötteritzer Straße/Kregelstraße
Zeit: 29.07.2015, 19:00 Uhr bis 30.07.2015, 09:00 Uhr
polizeibekannt: 03.08.2015, gegen 08:00 Uhr
Ein unbekannter Täter sprühte zuerst Bauschaum in das Ausgabefach des Fahrkartenautomaten der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) und zündete anschließend mittels Brandbeschleuniger den Schaum an. Dadurch wurde das Gerät stark beschädigt und ist seitdem außer Betrieb. Ein Mitarbeiter (25) hatte dies festgestellt und die Polizei informiert. Er hatte den Beamten auch mitgeteilt, dass in der Nacht vom 29. zum 30.07.2015 bereits vier Fahrkartenautomaten im Stadtgebiet Leipzig auf die gleiche Art und Weise von Unbekannten beschädigt worden waren. Während der Tatortarbeit meldete sich eine Passantin (38) bei den Beamten und teilte mit, dass sie am 30.07.2015, gegen 09:00 Uhr, als sie ein Ticket ziehen wollte, die Beschädigung bereits festgestellt hatte. Kripobeamte haben die Ermittlungen aufgenommen. (Hö)