Im Glockenbachviertel haben ein Gebäude in der Baldestraße verwüstet. Was steckt hinter den Attacken auf die Nobel-Immobilien? Pubertäre Streiche oder echte Verzweiflung?
München – Die einen nennen es „aufwändige Revitalisierung“, die anderen „Luxussanierung“. Fakt ist: Münchens Mieten steigen auch auf absehbare Zeit immer weiter an.
Im Glockenbachviertel machen sich die Spannungen auf dem Wohnungsmarkt am stärksten bemerkbar. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag haben Vandalen ein Gebäude in der Baldestraße verwüstet. Wir haben nachgehakt, was Polizei, Betroffene, Politiker und Aktivisten über die bedrohliche Entwicklung sagen.Zerborstene Fensterscheiben, Farbkleckse an der Hauswand, eine verschmorte Papiertonne und hasserfüllte Parolen – dieses Bild prägte gestern die Baldestraße im Glockenbachviertel, das inzwischen laut Alexander Miklosy, Vorsitzender des Bezirksausschusses 2 (Isarvorstadt/Ludwigsvorstadt), zu einem „Symbol für die Gentrifizierung geworden ist“.
Der Grund: „Hier stehen die Übertreibungen am dichtesten“, so der Rosa-Liste-Politiker. Meist, so Miklosy, schaukelt sich der Zorn an Einzelobjekten hoch, die für eine Gesamtentwicklung stehen.
Rückblick: Auch die Fassade der Glockenbachsuiten in der Fraunhoferstraße ist bereits Ziel eines Farbanschlags geworden. Jetzt hat es das Büro eines europaweit agierenden Bauträgers erwischt, der auch auf dem Münchner Wohnungsmarkt mitmischt. Dieser Bauträger hat das Gebäude, ein ehemaliges Arbeiterwohnheim, bis 2003 in zehn Wohnungen und eine Büroeinheit umgewandelt und dafür ein Jahr später sogar den Fassadenpreis der Stadt bekommen. Angestellte erzählen: „Wir haben es in der Gegend oft mit Schmierereien zu tun, aber das ist ein anderes Ausmaß.“
Die Polizei vermutet die Täter in der linken Szene. Deshalb ermittelt nicht nur die Kriminalpolizei, sondern auch der Staatsschutz. Unter x werden jetzt Zeugen gesucht, die am Donnerstag gegen 1.30 Uhr in der Baldestraße etwas beobachtet haben.
Das sind die letzten Ausläufer der Pubertät
Maximilian Heisler vom Bündnis „Bezahlbares Wohnen“ sagt über die Attacken: „Das sind die letzten Ausläufer der Pubertät, mit denen diese Leute ihre Unzufriedenheit mit dem System zum Ausdruck bringen.“
Quelle: tz