Am frühen Morgen des 08.05 wurde die Kapelle “Schwarze Madonna” in Remagen mit violetter Sprühfarbe verschönert. In der Kapelle steht die namensgebende Statue, welche vom ex-NSDAP-Mitglied Adolf Wamper gestaltet wurde. Sie erinnert an die deutschen Kriegsgefangenen, die nach Ende des Zweiten Weltkrieges in den Rheinwiesenlagern der Alliierten bei Remagen interniert waren. Die Kapelle samt Statue sind Ziel der jährlichen Nazi-Gedenkdemonstration in Remagen.
Der Bildhauer der Schwarzen Madonna war seinerseits selbst Kriegsgefangener auf der Goldenen Meile, dem Gelände der ehemaligen Internierungslager. Um die geschätzt 1200 dort meist durch Krankheit Umgekommenen hat sich in rechten Kreisen ein geschichtsrevisionistischer Mythos entwickelt, der eine angeblich tatsächliche Todezahl von bis zu einer Million propagiert. Und so organisieren Verbreiter*innen dieses Mythos’ aus dem Umfeld des AB Mittelrhein jährlich eine Gedenkdemo.Die Mitglieder des Aktionsbüros Mittelrhein aus dem Kreis Ahrweiler organisierten Anti-Antifa-Arbeit und Demonstrationen, vor allem in ihrem Wohnprojekt “Braunes Haus”; so auch jenen Gedenkmarsch. 2012 wurde das Braune Haus von der Polizei gestürmt, die Mitglieder des AB-Mittelrhein festgenommen und angeklagt, unter Anderem der Bildung einer kriminellen Vereinigung. Nach über 300 Prozesstagen nun wurde letztens bekanntgegeben, dass der Prozess abgebrochen wird, da der Richter in den Ruhestand geht.
Die Tatsache, dass die Justiz eine gewalttätige, nach Paragraph 129 angeklagte rechtsextreme Vereinigung, die es offensichtlich zum Ziel hatte, einen Staat nach nationalsozialistischem Vorbild zu errichten, nun wieder ihrer politischen Arbeit nachgehen lässt, mag zwar mittlerweile nicht mehr verwundern, untragbar sind diese Zustände deshalb jedoch nicht weniger. Welches Ziel wäre da zum Ausdruck der Empörung besser als der Wallfahrtsort dieser menschenfeindlichen Nazi-Apologet*innen und ihrer Freund*innen, und welches Datum besser als der Tag der Befreiung diesen Staates vom Dritten Reich?
Angesichts steigender rechtsterroristischer und fremdenfeindlicher Aktivitäten hierzulande hoffen wir, dass es nicht bald nötig sein wird, die Brücke von Remagen wiederaufzbauen und den Alliierten so den Weg frei für den Einmarsch in ein erneut von allzu großem nationalen Wahn ergriffenen Deustchland zu machen. Von diesen Gedanken lassen wir uns jedoch nicht die Stimmung am heutigen Feiertag trüben.
Wir wünschen all unseren Genoss*innen in ihren Kämpfen gegen ekelerregende Konstrukte wie Deutschland und die Folgen dieser Zustände einen fröhlichen VE-Day!
Quelle: Linksunten