Sie wollten nach dem Besuch der Pegida-Demonstration am Bahnhof Neustadt nur schnell nach Hause. Eine Rentnergruppe aus dem Raum Moritzburg ist am Montagabend offenbar überfallen worden. Das berichteten der SZ die Geschädigten – vier Männer und eine Frau –, die am Dienstag noch unter Schock standen.
„Wir liefen zu meinem Auto, einem VW Touran, der in der Conradstraße stand“, berichtet ein 63-Jähriger, dessen Name der Redaktion bekannt ist. Wegen des Gewitters seien sie in Eile gewesen. Als sie kurz nach 20 Uhr das Auto erreicht hätten, seien sie von etwa zwei dunkel gekleideten Radlern angepöbelt worden: „Na, ihr Pegida-Schweine!“, riefen sie.„Wir packten unsere nassen Jacken ins Auto, stiegen ein und wollten los“, so der 63-Jährige. Doch noch ehe er ausparken konnte, seien die Radler zurückgekommen, sagt ein 68-Jähriger. „Einer schlug mit einem Fahrradschloss den Außenspiegel ein. „Die hatten solche Wut in den Augen. Ich habe so etwas noch nicht erlebt.“ Aus Angst seien die vier Männer ausgestiegen, um sich zu verteidigen. Nun seien auch weitere Täter hinzugekommen, acht bis zehn seien es gewesen.
Neben Radschlössern seien sie auch mit Knüppeln bewaffnet gewesen. „Ich habe viele Jahre Handball gespielt und konnte mich verteidigen“, so der 63-Jährige. Sie seien geschlagen worden. Glücklicherweise kamen Zeugen hinzu, ein Auto mit Kamenzer Kennzeichen. „Die alarmierten die Polizei“, sagte der 68-Jährige. Dann seien die Täter geflüchtet.
Die Bilanz: Einige Blessuren, Prellungen, blaue Flecke, eine verstauchte Hand, schildern die Rentner. Hinzu kämen die Schäden am Auto – darunter ein demolierter Spiegel und eine Beule in der Tür. Die Frau (70) und die Männer, einer Mitte 40, die anderen 63, 68 und 73 Jahre alt. Diesen Tag werden sie so schnell nicht vergessen.
Einsatzbeamte der Polizei waren schon wenig später vor Ort. Doch die Pressestelle der Polizei konnte selbst am Dienstagnachmittag lediglich „einen Vorfall“ bestätigen, nicht, was genau passiert war. Es sei eine Sachbeschädigung aufgenommen worden, sagte Polizeisprecher Marko Laske. „Das heißt aber nicht, dass es nicht auch andere Straftaten gegeben hat.“ Er sprach von einer ersten Information. Nun müsse man die weiteren Ermittlungen abwarten. Dass solch ein gewalttätiger Übergriff nicht eher bekannt wird, ist allerdings ungewöhnlich.
Neben dem Angriff auf die Rentnergruppe seien keine weiteren Übergriffe polizeibekannt geworden, so Marko Laske. 500 Beamte waren im Einsatz, um die gegnerischen Lager während der Pegida-Demonstration zu trennen. Es sei aber friedlich geblieben. Allerdings hatten mehrere Dutzend Polizeibeamte in der Hoyerswerdaer Straße zu tun. Nach 18 Uhr sahen die Uniformierten zunächst, wie Vermummte am Sachsenplatz aus einer Bahn der Linie 13 stiegen, Pegida-Anhänger im Outfit von Fußball-Hooligans, die sich zuvor am Straßburger Platz gesammelt hatten.
Weil sie vor den Beamten zurück in die Bahn sprangen, stoppte die Polizei die Straßenbahn an der nächsten Haltestelle am Rosa-Luxemburg-Platz, um die Männer zu kontrollieren. Der Einsatz dauerte mehrere Stunden. Die Uniformierten stellten bei den insgesamt 99 Männern – zunächst war von weit wenigern die Rede – zahlreiche Feuerwerkskörper sicher. Alle wurden durchsucht, fotografiert und ihre Personalien wurden aufgenommen. Die Verdächtigen müssen damit rechnen, dass gegen sie wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz ermittelt wird.
Quelle: Sächsische Zeitung