Am Abend des 8. März haben wir einen Linienbus auf der Limmerstraße (Hannover-Linden) gestoppt. Wir haben ihn – mit unseren Botschaften besprüht – weiter in die Innenstadt fahren lassen. Wir sehen die Aktion als offensive Aneignung des öffentlichen Raumes. Ein Raum, der uns als FrauenLesbenTrans* nicht einfach zusteht, sondern immer wieder neu erkämpft werden muss.
Wir sind wütend!
Sexualisierte Gewalt gegen FrauenLesbenTrans* ist eine alltägliche Erfahrung.
Auf Straßen, auf Plätzen, in öffentlichen Verkehrsmitteln, im eigenen Schlafzimmer.
Sie gehört zur Normalität eines gewaltvollen Geschlechterverhältnis.Seit der Silvesternacht in Köln ist werden die Stimmen lauter und unerträglicher, die das Problem in der „Kultur“ der vermeintlich Anderen suchen.
Wir sagen, das Problem ist die sexistische und rassistische Kultur in der wir leben!
Eine Kultur, in der sich die breite Öffentlichkeit nur über sexualisierte Gewalt entsetzt, wenn sie sich rassistisch instrumentalisieren lässt.Die Silvesternacht in Köln hat einen medialen Ausnahmezustand produziert. Die zwei Monate später bekannt gewordenen systematischen Übergriffe auf geflüchtete Frauen und Mädchen durch das Wachpersonal einer Kölner Unterkunft finden hingegen kaum Erwähnung.
Wenn wir Sexismus effektiv bekämpfen wollen, müssen wir zugleich antirassistisch agieren.
Unser Feminismus setzt seine Hoffnungen nicht in bürgerliche Gleichstellungspolitik! Zu oft ermöglicht sie die Emanzipation der einen auf Kosten der anderen. Rassismen und Klassenverhältnisse setzen sich unter ihrem Deckmantel fort.
Unser Feminismus kämpft nicht um juristische Anerkennung!
Wir bringen den Kämpfen derjenigen, die es heute ermöglichen Schwangerschaften straffrei abzubrechen, großen Respekt entgegen.
Wir solidarisieren uns mit Trans*und Inter* Kämpfen, die heute Personenstandswechsel und sichere Hormonabgaben ermöglichen.
Doch wir sollten uns in Erinnerung rufen, dass diese Kämpfe nicht begonnen wurden, um Gesetze zu ändern, sondern von sozialen Bewegungen getragen wurden, denen es um einen grundlegenden Wandel der Verhältnisse ging.
Nicht zuletzt bedeutet beispielsweise die juristische Anerkennung verschiedener Lebens- und Liebesweisen eine Modernisierung des Ehe- und Familienideals, das viele andere wieder außen vor lässt.
Unser Feminismus ist nicht bereit Kompromisse einzugehen!
Wir bekämpfen jede Form von Herrschaft, den Staat, der sie institutionell absichert und die Bullen, die diesen Staat schützen.
Wir nehmen uns den Raum.
Jetzt und in der Zukunft.
Quelle: Linksunten