Leipzig, 13. Januar 2022
Vergangene Nacht haben wir die Vonovia-Büros in der Gorkistraße sowie in der Baunackstraße im Leipziger Osten entglast. Wir verstehen diese Aktion als Beitrag zur militanten Kampagne gegen Vonovia, zu der kürzlich eine lesenswerte Broschüre ( https://emrawi.org/IMG/pdf/vonovia-broschuere-weblq.pdf ) erschienen ist, auf die wir hier gerne verweisen. Zudem wollen wir mit dem Angriff einen kleinen Beitrag zur Aktionswoche für das am 31.12.2021 geräumte Squat „Biologico“ in Thessaloniki ( https://kontrapolis.info/5869/ ) leisten. Erst gestern drangen erneut Cops in das Universitätsgebäude ein, um eine Neubesetzung zu verhindern. 15 Genoss*innen wurden dabei verhaftet.
Vonovia hat die kapitalistische Verwertung des menschlichen Grundbedürfnisses nach Wohnraum perfektioniert: Über wuchernde Mietpreise hinaus, setzt das Unternehmen auf einen endlosen Katalog menschenverachtender Praktiken, um Mieter*innen auszubeuten und zu terrorisieren (u.a. systematischer Betrug bei Nebenkostenabrechnungen, genereller Verweigerung von Instandhaltungsmaßnahmen, sowie Erpressung drastischer Mieterhöhungen mit unangemessenen „Modernisierungen“). Dadurch leistet Vonovia Gentrifizierung und Wohnungsnot massiv Vorschub. Gerade im Leipziger Osten wurde diese Verdrängung in den letzten Jahren besonders sichtbar, in kaum einem anderen Teil der Stadt steigen die Mieten so rasant. Vonovia ist ein, aber längst nicht der einzige Akteur, der von dieser Entwicklung massiv profitiert und diese gezielt vorantreibt. Unser Handeln ist Teil des vielfältigen Widerstandes gegen die Aufwertung von Stadtteilen und die Verdrängung von Bewohner*innen. Militante Angriffe sind dabei eines von vielen Mitteln, sie sind legitim und notwendig. Ein direkter wirtschaftlicher Schaden zerrt die Akteure in die Öffentlichkeit und schmälert die Bilanzen. Allerdings dürfen wir dabei nicht stehen bleiben. Arbeiten wir gemeinsam auf verschiedensten Wegen für eine Stadt, in der ein solidarisches Zusammenleben statt der Profite großer Immobilienunternehmen im Mittelpunkt steht. Schaffen wir lebendige und rebellische Kieze und lasst uns Wege finden, die vielfältigen Kämpfe gegen Gentrifizierung zu verbinden!Und lasst uns auch unsere Genoss*innen und Gefährt*innen in anderen Teilen der Welt nicht vergessen. Ihre Kämpfe sind auch unsere Kämpfe. In Thessaloniki wurde Ende vergangenen Jahres die Besetzung „Biologico“ geräumt. Diese war ein Ort, in dem soziale und studentische Kämpfe zusammengeführt wurden und ebenfalls Widerstand gegen Aufwertung und Verdrängung organisiert werden konnte. So heißt es im Aufruf zur Aktionswoche „Diese eine Woche soll eine weitere Möglichkeit für Kämpfer*innen, Individuen und Kollektive in Griechenland, Europa und auf der ganzen Welt sein, um ihre Solidarität mit allen möglichen Mitteln und jedem als brauchbar erachteten Weg für die 34 Jahre des befreiten und nun von Räumung bedrohten Raums Biologico zu zeigen. Jede Räumung hat ihren Preis. Bereitet euch vor, seid auf der Hut, Solidarität ist unsere Waffe.“
Wir hoffen, der Anblick der kaputten Scheiben der Vonovia-Büros zaubert einigen Mieter*innen, die unter den Schikanen dieses Konzerns leiden müssen, ein kleines Lächeln ins Gesicht.
In diesem Sinne: Investor*innenträume platzen lassen! Für eine Stadt für alle!
Quelle: Knack.news (Tor), Indymedia (Tor)