Heute, am Abend des Samstag, den 11. September 2021 sind wir mit ca. 30 Aktivist*innen im Kontext der Anti-IAA-Proteste zur MAN Zentrale in München-Schwabing gezogen und haben diese mit einem Dutzend Farbbeuteln angegriffen und eine Parole auf dem Boden hinterlassen.
Der LKW-Konzern MAN ist nach BMW das zweitgrößte Fahrzeug-Unternehmen in München. Im Stammwerk im Münchner Norden arbeiten 9000 Beschäftigte in Produktion und Verwaltung, beim Motorenwerk in Nürnberg über 3600, in Salzgitter nochmal 2400. Doch MAN will bis zum Jahr 2023 rund 9500 Stellen abbauen, tausende Entlassungen stehen an. Die drei Standorte Steyr, Plauen und Wittlich sollen komplett zugemacht werden. In den anderen Standorten werden massiv Arbeitsplätze ins Ausland verlagert.
Begründet wird die Entscheidung mit sinkenden Absatzzahlen während Corona. Doch uns ist klar: Die Pandemie hat nur beschleunigt, was schon längst absehbar war. Die kapitalistische Überproduktionskrise setzt die Unternehmen immer weiter unter Druck. Ausgetragen wird die Krise wie immer auf dem Rücken der Beschäftigten. Durch Verlagerung der Arbeitsplätze ins Ausland sollen Löhne gedrückt und die Gewinne gesichert werden. Nicht Corona ist Schuld an Entlassungen und Werksschließungen, sondern ein profitorientiertes Wirtschaftssystem zu Gunsten von ein paar Kapitalist:innen.Auch strengere CO2 Vorgaben werden als Grund für die Entlassungen genannt. Nachdem das Auto-Kapital über Jahre Profite mit der Zerstörung von Umwelt und Klima gemacht hat, sollen jetzt die Arbeiter:innen für die Folgen geradestehen. Gleichzeitig setzt MAN die klimaschädliche Produktion im Ausland unter weniger strengen Auflagen fort.
Profitieren tun davon allein die Eigentümer:innen von des Konzerns. Als Tochterunternehmen der Volkswagen AG sind das bei MAN vor allem die Familien Porsche und Piëch. Sie besitzen mehr als die Hälfte der Stimmrechte bei VW und kontrollieren so das Unternehmen. Ihr Vermögen wird auf 37 Milliarden Euro geschätzt. Während der Corona-Pandemie bekam VW durch das Kurzarbeitergeld Milliarden Euro vom Staat geschenkt. Trotzdem wurden – wie in den Jahren zuvor – auch 2021 über 2,4 Milliarden Euro Dividenen an die Aktionär:innen ausgeschüttet. Unter Geldmangel leidet der Konzern also auf jeden Fall nicht.
Ihr Vermögen haben die Familien Porsche und Piëch während der NS-Diktatur angehäuft. Die Gründer des Konstruktionsbüro Porsche – Ferdinand Porsche und Anton Piech – waren mit den Nazis voll auf einer Linie. Sie waren beide Mitglied der NSDAP und hatten hohe Offiziersposten bei der SS inne. Im Jahr 1937 schlug Adolf Hitler die Gründung der Volkswagen AG vor. Dort ließen Porsche und Piëch rund 20 000 Zwangsarbeiter, davon etwa 5000 KZ-Häftlinge, schuften. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden beide vor Gericht freigesprochen. Die Familien konnten ihr Imperium behalten und begründen ihren Reichtum somit bis heute auf ihren Gräueltaten während des Nationalsozialismus.
Auch heute profitiert MAN Gewinne durch Krieg und Unterdrückung. Seit 2010 führt der Konzern ein Joint-Venture mit der Rheinmetall AG zur Herstellung von Militär-LKWs. Das Rheinmetall MAN Military Vehicles (RMMV) baut Panzer für imperialistische Länder auf der ganzen Welt. Mit Lieferungen in die Türkei und nach Saudi-Arabien unterstützt MAN ganz direkt die Unterdrückung von Minderheiten und den Krieg gegen die kurdische Freiheitsbewegung. Auch am Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan waren Logistik-Panzer von RMMV beteiligt. Und für den Transport der von den USA in Deutschland stationierten Pershing-II-Mittelstreckenraketen hat MAN die Zugmaschinen entwickelt.
Nicht zuletzt hilft MAN auch tatkräftig bei der Aufrüstung der Polizei im Inland mit. In den vergangenen Jahren wurde sowohl das Einsatzkommando Cobra als auch Sondereinheiten der Polizei in Berlin, Brandenburg, Hamburg, Sachsen und NRW mit dem hochgerüsteten Panzer „Survivor R“ beliefert. Dieses Monstrum ist mit einer Abschussanlage für Nebelgranaten oder Tränengas sowie einer modularen Waffenstation mit Doppelbewaffnung ausgestattet. Eingesetzt werden soll es zur „Krawallbekämpfung“ in Deutschland.
Auch mit tausenden Bullen in der Stadt: Die Kapitalist*innenklasse ist angreifbar.
Autokonzerne enteignen! Rüstungsindustrie zerschlagen!
Quelle: Indymedia (Tor)