Auch wenn sich der Rauch nach der Begehung der Rigaer 94 inzwischen wieder ein wenig gelegt hat, bedeutet das nicht, dass die Kämpfe um bezahlbaren und menschenwürdigen Wohnraum in Berlin und anderswo aufhören. Viele andere Mieter*innen bangen jedes Jahr aufs neue um ihre Wohnung und damit um ihren Lebensmittelpunkt. Die Aussichten in dieser Stadt noch eine halbwegs bezahlbare Wohnung zu finden, tendieren für die meisten Menschen mit durchschnittlichem Gehalt gegen Null.
Dass diese Angst durchaus auch tödliche Konsequenzen hat, zeigt der Tod von Peter Hollinger am 31.Mai 2021. Nach einem dreijährigen, erfolglosen Gerichtsprozess gegen eine Räumungsklage wegen Eigenbedarf, brachte sich der 67 Jährige Musiker und alteingesessene Kreuzberger um.
Dies ist nicht der erste Todesfall im Zusammenhang mit Zwangsräumungen. Erinnert sei auch an den Tod von Rosemarie F. , die Zwei Tage nach ihrer Zwangsräumung in einer Berliner Obdachlosenunterkunft starb.
In Beiden Fällen war im Vorfeld der Räumung klar, welch immensem Druck und psychischer Belastung die Betroffenen ausgesetzt worden waren und in beiden Fällen wurde aus medizinischer Sicht dringend von einer Räumung abgeraten. Die tödliche Konsequenz wurde billigend in Kauf genommen zu Gunsten einer Eigentumsfrage.Als mit Beginn der Pandemie 2020 die Stimmen lauter wurden, Vermieter*innen sollen doch bitte „kulant“ auf etwaige coronabedingte Zahlungsschwierigkeiten reagieren und Zwangsräumungen sollen doch bitte ausgesetzt werden, haben wir uns keine Illusionen darüber gemacht, was tatsächlich passieren sollte.
Die Räumung der Meuterei, der Liebig 34 und des Syndikats, sowie die anstehenden Räumungen des Buchladens Kisch&Co, der Köpi und der Potse sprechen eine deutliche Sprache. Was medial als Kampf von Autonomen gegen die Stadt verklärt wird, ist in Wahrheit die Logik eines Immobilienmarktes, deren Opfer nicht nach politischer Identität, sondern nach ökonomischer Verwertbarkeit ausgesucht werden.
Dass Wohnraum zur Ware wurde und zum Spekulationsobjekt börsennotierter Vermögensverwalter, lässt all diejenigen in permanenter Angst um ihre Existenz zurück, die finanziell nicht in der Lage sind die ständig steigenden Mieten zu bezahlen.Wir haben deswegen gestern Nacht ein Auto von Vonovia am Einsteinufer im Bezirk Tiergarten abgefackelt.
Die Pandemie hat dem Geschäft mit dem Wohnraum kaum geschadet. Gerade Firmen wie Vonovia erhöhten weiter regelmäßig Mieten. Die Durchschnittsmiete von Vonovia Wohnungen beträgt 2021 bereit 3,5 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Uns ist es egal, mit welchen Lippenbekenntnissen sich Firmen wie Vonovia versuchen, ihre profitorientierte und menschenfeindliche Wohnungspolitik schönzureden.
Solange private, börsennotierte und damit profitorientierte Immobilienunternehmen, mit kurzen Draht in die Politik über unseren Wohnraum und damit über unser Leben bestimmen, greifen wir sie an.Alle Menschen haben Eigenbedarf an Wohnraum!
Gegen die Stadt der Reichen!
In Gedenken aller, die ihr Leben auf Grund dieser menschenfeindlichen Profitlogik verloren haben!
Quelle: Kontrapolis (Tor)