Hambacher Forst, 20-22. Oktober 2015
In den vergangenen Tagen kam es im abholzungsbedrohten Hambacher Forst zu mehreren Auseinandersetzungen, die in der Festnahme zweier Compas und den darauf folgenden Reaktionen am gestrigen Donnerstag gipfelten.
Direkt nach dem Skill-Sharing-Camp, auf dem Umweltaktivist_innen auf der Waldbesetzung im Hambacher Forst zusammenkamen und die Kohlebahn blockierten, errichtete RWE einen mehrere Kilometer langen Bauzaun auf der alten Autobahn A4. Damit war der voraussichtliche Rodungsbereich auf großer Länge vermeintlich gegen Aktionen abgesichert. Auf der jenseitigen Zaunseite patroullierten in hoher Dichte die weißen Pickups des Sicherheitsdiensts.
Bereits Montag und Dienstag gab es Aktionen gegen den Zaun: Security-Autos wurden mit Farbbomben beworfen und der Zaun einmal auf der kompletten Länge umgeworfen.Am Mittwoch dann beantworteten ca. 25 Menschen die Maßnahme mit einer Aktion, die aktiv die Bewegungsfreiheit im kompletten Waldgebiet wieder herstellen sollte. An mehreren Stellen, auf einer Länge von mehreren hundert Metern, wurde der Zaun demoliert, zerlöchert, eingerissen. Anrückende Securities wurden mit Farbbomben, Stinkbomben und Steinen auf Abstand gehalten. Die Aktion konnte für etwa 20 Minuten fortgesetzt und danach ohne ausschlaggebenden Druck durch RWE unterbrochen, später noch einmal für eine halbe Stunde fortgesetzt werden. Der Sicherheitsdienst schien hilflos, da sie in der Unterzahl waren und nicht auf die “richtige” Seite des Zaunes gelangen konnten. In ihrer Verzweiflung riskierten sie auf unverantwortliche Weise ihr eigenes Leben, indem einer ihrer Pickups in hoher Geschwindigkeit durch eine Barrikade brach, während ein Secu auf der Ladefläche versuchte, die Aktivist_innen durch besprühen mit einem Feuerlöscher zu vertreiben.
Am nächsten Morgen wurden Rodungsarbeiten auf dem Mittelstreifen der Autobahn durchgeführt. Aktiv war dabei eine Art baggerähnliche Rodungsmaschine, nur bewacht von einem Security-Auto. Die Securities schienen abgelenkt und hatten ihre Positionen verlassen. Dies nutzten etwa 20 Aktivisti, um durch den bereits demolierten Zaun zu brechen und das Security-Auto und den Bagger zu entglasen. Dabei wurde auch die Elektronik des Baggers sabotiert. Ein Security versuchte einzugreifen und einen Menschen festzunehmen, der Rest der Aktivisti zeigte sich solidarisch und verhinderte die Festnahme. Im Anschluss war es möglich dem Bagger noch ernstere Beschädigungen zuzufügen: Die Hydraulikschläuche wurden zerschnitten und die Elektronik im hinteren Teil des Fahrzeuges komplett zerstört.
Die Gruppe konnte sich problemlos in den Wald zurückziehen. Vermisst wurde nur eine Kleingruppe aus 2 Personen, die zu dieser Zeit unabhängig in dem Bereich unterwegs war und nicht zurückkam. Polizei traf kurz danach am Ort des geschehens ein und verließ den Ort zusammen mit einem Rettungswagen. Aus diesem Grund lag es Nahe, dass die Personen festgenommen worden waren.
Als direkte Reaktion auf die Festnahmen demontierte eine Gruppe von etwa 30 Menschen den restlichen Zaun, und entglaste einen LKW. Im weiteren Verlauf wurden beide Autobahnbrücken, die dem Sicherheitsdienst als permanente Stützpunkte dienen, attackiert, und die dort befindlichen Lichtanlagen, Generatoren und Aufenthaltsräume . Die Securities waren aufgrund der Groesse der Gruppe nicht in der Lage, zu reagieren.
Am nächsten Morgen bestätigte ein Anwalt die Festnahme der Kleingruppe – eine Person befände sich auf der Wache Hürth, und würde am heutigen Freitag dem Haftrichter vorgeführt. Die andere Person hätte – was wenig glaubwürdig erscheint – angeblich keinen Anwalt verlangt, deshalb war es nicht möglich weitere Informationen zu bekommen.
Wir sind traurig über die Festnahme unserer beiden Compas, und vermissen auch Mr. Blue, der sich seit mehreren Wochen im Knast befindet. Doch wir lassen uns nicht einschüchtern – ein Angriff auf eine_n ist ein Angriff auf alle! Und damit ist Mensch, Tier und Ökosystem gemeint!
Solidarität ist eine Waffe!
Hambacher Forst bleibt!
Quelle: Linksunten