Luxus-Bau komplett verunstaltet: „Living Isar“-Projekt sorgt für Wirbel – Unternehmen hält sich bedeckt
Der Kampf um bezahlbaren Wohnraum in München wird härter. Immer wieder verüben Gentrifizierungsgegner Anschläge auf Luxusimmobilien. Jetzt hat es ein Projekt in Untergiesing getroffen.
München – Quadratisch, praktisch, höchst umstritten: Die Mieter der 17 adrett angeordneten, sandfarbenen Wohnwürfel mit ulkiger Dachbegrünung in Untergiesing suchen nach Luxus und Komfort. Im Sommer schon beziehen die Ersten ihre neue Bleibe im „Living Isar“. So wurde das Wohnungsbauprojekt der Münchner Unternehmensgruppen ABG und Büschl an der Hellabrunner Straße getauft. Es grenzt an die Isarauen und den Mittleren Ring.
München: Teures Wohnbauprojekt in Untergiesing nicht zum ersten Mal attackiertDoch nicht jeder zeigt sich so begeistert von den teuren Wohnstätten (bis zu 13.000 Euro pro Quadratmeter) auf 3,3 Hektar Fläche im ehemaligen Arbeiterviertel: Während die Bauarbeiten in der Nähe des Candidplatzes in vollem Gange sind, kommt es immer wieder zu Anschlägen auf das Projekt. Im November 2019 hatten Unbekannte Fensterscheiben des Bürogebäudes auf der Baustelle eingeschlagen und mit Farbe beschmiert. Zuvor war ein Brandanschlag auf den Verkaufscontainer verübt worden. Zuletzt im Dezember vermeldete das Polizeipräsidium München* eine Sachbeschädigung auf der Baustelle:
„In den Nachtstunden auf Freitag, den 4. Dezember 2020 bewarfen bislang unbekannte Täter die Fassade einer Baustelle in München-Untergiesing im Bereich Candidplatz mit Farbbeuteln“, heißt es. Die Unbekannten betraten die Baustelle wohl durch einen geöffneten Bauzaun. „Im Anschluss warfen sie auf die Fassade eines noch nicht fertiggestellten Mehrfamilienhauses Farbbeutel mit grüner und roter Farbe. Das Wohnhaus wurde auf einer Fläche von ca. 30 m² beschädigt.“ Nach Polizeiangaben beläuft sich der Sachschaden auf mehrere tausend Euro.
München-Giesing: 423 neue Wohnungen entstehen bei „Living Isar“-ProjektDie Büschl Unternehmensgruppe hält sich mit Informationen zu den jüngsten Vorkommnissen bedeckt. So viel ist sicher: Die Schmierereien werden entfernt, bevor die ersten Wohnungen bezogen werden.
Auf dem Gelände entstehen circa 423 Wohnungen für etwa 1000 Bewohnerinnen und Bewohner. Knapp 100 der Domizile sind gefördert. Zusätzlich sind öffentliche und private Grün- und Freiflächen, soziale Einrichtungen wie zwei Kindertagesstätten und verträgliche gewerbliche Nutzungen wie ein Café oder eine Bäckerei geplant. Die Wohnungen, beworben mit dreifach verglasten Fenstern, Tiefgarage und Fußbodenheizung, sind mittlerweile alle verkauft.
München: Wut über Gentrifizierung treibt Täter zu Angriffen auf Immobilienprojekte
Gentrifizierungsgegner suchen mehr denn je nach Aufmerksamkeit in München: Mit aufgesprühten Botschaften verbreiten sie ihre Hassbotschaften beispielsweise auch am Roecklplatz und an der Fraunhoferstraße. Dort haben unbekannte Täter die Glockenbachsuiten mit roter Farbe beschmiert, vermutlich mit einem Paintball-Gewehr.
Die Angst vor Gentrifizierung hat längst auch den Stadtteil Maxvorstadt erfasst. Wenn die neue Google-Zentrale fertig ist, könnte der Immobilienmarkt weiter angeheizt werden.
Quelle: TZ