Der Bundeschef der NPD-Nachwuchsorganisation JN, Paul Rzehaczek, wurde bei einem Angriff in seiner eigenen Wohnung in Eilenburg verletzt. Ein Bekennerschreiben liegt bisher nicht vor, die Polizei ermittelt. Doch wer ist eigentlich Paul Rzehaczek?
Nach dem Angriff auf den Bundesvorsitzenden der NPD-Nachwuchsorganisation Junge Nationalisten, Paul Rzehaczek, in Eilenburg dauern die Ermittlungen der Soko LinX des Landeskriminalamtes (LKA) Sachsen an. Ein Bekennerschreiben der Täter liege noch nicht vor, erklärte LKA-Sprecher Tom Bernhardt. Die Ermittler leisten vor allem Tatortarbeit vor Ort, prüfen auch Verbindungen zu anderen Fällen, regional und überregional.
In eigener Wohnung überfallen
Der NPD-Politiker Paul Rzehaczek war am frühen Donnerstagmorgen in seiner eigenen Wohnung in Eilenburg überfallen worden. Vermummte Personen, die offenbar schwarze Westen mit der Aufschrift „Polizei“ trugen, hatten zuerst an der Eingangstür des Mehrfamilienhauses geklingelt. Nachdem sie eingelassen wurden, drangen sie auch in die Wohnung Rzehaczeks ein. Hier sollen sie unter anderem mit einem Hammer auf die Fußgelenke des 30-Jährigen eingeschlagen haben. Das Opfer wurde verletzt und musste ins Krankenhaus gebracht werden.
Die Soko LinX, die den Fall übernommen hat, ist für linksextremistische Straftaten in Sachsen zuständig. Die Polizei könne „eine politische Motivation nicht ausschließen“, so heißt es . Auch Sprecher Bernhardt betont, etwas zu vermuten sei das eine, etwas definitiv sagen und beweisen können das andere.
Täter von außen?
In den eher linksalternativen Eilenburger Kreisen ist jedenfalls aktuell nicht viel über die Tat bekannt. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass es sich bei den Angreifern nicht um Personen handelt, die direkt in Eilenburg leben oder in der Stadtszene aktiv sind.
Erst im Januar hatten Unbekannte die Radmuttern am Auto des nordsächsischen AfD-Bundestags-Direktkandidaten René Bochmann abgeschraubt beziehungsweise gelockert. Der Politiker konnte sein Fahrzeug noch rechtzeitig stoppen und blieb unverletzt.
In Eilenburg aufgewachsen
Paul Rzehaczek ist in Eilenburg aufgewachsen. Er spielte seit der Jugend Fußball beim FC Eilenburg und ist in der Stadt und unter Rechtsextremen gut vernetzt. In der Stadtpolitik von Eilenburg spielt er aber schon seit geraumer Zeit keine Rolle mehr. Rzehaczek wurde 2014 in den Stadtrat gewählt, fiel dort aber nicht weiter auf. Von Juli 2014 bis Ende März 2017 war er zudem Kreistagsmitglied für die NPD in Nordsachsen. Sein Vater, Kai Rzehaczek, war ebenfalls für die NPD im Eilenburger Stadtrat und gehörte zum Kreisvorstand in Nordsachsen.
Innerhalb der Partei war Paul Rzehaczek zunächst stellvertretender Stützpunktleiter der NPD-Jugendorganisation von Delitzsch/Eilenburg, stieg 2012 zum Landesvorsitzenden auf. Seit November 2019 ist er Bundesvorsitzender der Jungen Nationalisten (JN). Die deutschlandweit agierende Organisation hat laut aktuellem Verfassungsschutzbericht etwa 280 Mitglieder. In der Funktion als Bundesvorsitzender war Rzehaczek zuletzt am 13. Februar dieses Jahres in Dresden in Erscheinung getreten. Beim Neonazi-Gedenken hielt er unter anderem eine Rede am Hauptbahnhof.
Polizeiliche Ermittlungen
Im Jahr 2015 rückte Rzehaczek in den Fokus polizeilicher Ermittlungen. Bei einer Razzia wurde seine Wohnung durchsucht. Rzehaczek und andere JN-Mitglieder standen unter Verdacht, Schulen unbefugt betreten und für eine Nazi-Kampagne politisches Werbematerial im Rahmen der sogenannten „Anti-Drogen-Tour“ der NPD-Jugendorganisation verteilt zu haben. Ebenfalls im Jahr 2015, als Hunderttausende Flüchtlinge Zuflucht in Deutschland suchten, organisierte Rzehaczek Anti-Asyl-Demos in Eilenburg. Auf den „Spaziergängen“ hetzten die Anhänger gegen Flüchtlinge und protestierten gegen ein geplantes Asylheim in Eilenburg. 2019 kandidierte der Eilenburger als NPD-Kandidat erneut für den Stadtrat, allerdings erfolglos.
Zeugen gesucht
Die Polizei sucht nun Zeugen, die in den Morgenstunden des 11. März zwischen 5 Uhr und 5.30 Uhr am Tatort in Eilenburg in der Hartmannstraße und im weiteren Bereich um den Tatort verdächtige Personen und Fahrzeuge gesehen oder sonstige relevante Feststellungen gemacht haben
Quelle: LVZ