Wir sind fassungslos, empört, traurig und vor allem wütend! Um unserer Ohnmacht und unserer Wut Ausdruck zu verleihen, sind wir heute in Leipzig auf die Straße gegangen, denn unsere Solidarität kennt keine Grenzen und ist grenzenlos. Wir haben Angst, dass ein Gefährte, Genosse und Freund stirbt, ermordet von der Willkür des Systems und des griechischen Staates. Jedoch lähmt uns diese Angst nicht, sie treibt unsere widerständigen Gedanken und Taten weiter an und entfacht das Feuer unserer Wut. Deshalb werden wir nicht aufhören weiter Institutionen staatlicher Gewalt, wie heute im Leipziger Süden, anzugreifen. So sind wir mit einer Demo durch Leipzig-Connewitz gezogen, wobei es Glasbruch bei einigen Neubauten und vor Allem dem Connewitzer Polizeiposten gab! Ganz akut fordern wir, den Wünschen von Dimitris Koufontinas unverzüglich nachzugehen.
Dimitris Koufontinas befindet sich seit dem 08. Januar 2021 im Hungerstreik und seit dem 22. Februar im Durststreik, nachdem die rechtskonservative Regierung Griechenlands eine Gesetzesänderung beschlossen hat. Hiernach sollen Gefangene, die als Terrorist*innen verurteilt oder angeklagt wurden, in Hochsicherheitsgefängnisse verlegt werden. Dies ist Teil ihrer Rachepolitik gegenüber politischen Gefangenen allgemein und besonders gegen Koufontinas als Gefangenen der revolutionären Organisation 17. November. Aufgrund dieses Gesetztes wurde Dimitris Koufontinas aus dem Landwirtschaftsgefängnis bei Volos in das Hochsicherheitsgefängnis in Domokos verlegt. Koufontinas‘ Forderung ist die Verlegung in das Gefängnis Korydallos in Athen, welches sich in räumlicher Nähe zu Gefährt*innen und seiner Familie befindet und weniger isoliert ist als Domokos, des Weiteren ist dieses Gefängnis überholungsbedürftig und der Zustand untragbar. Der Hungerstreik ist die letzte und einzige Möglichkeit für Dimitris um seine Forderungen durchzusetzen. Des Weiteren hat Koufontinas vor 2 Tagen die Einnahme des antibiotische Serum, das die einzige, kleine Quelle der Flüssigkeitszufuhr war, die er hatte verwehrt. Das bedeutet, seit 2 Tagen hat er seinem Körper jegliche Flüssigkeit verwehrt, wenn die Regierung nicht bald handelt wird er sterben, ermordet vom griechischen Staat. Wie er ebenfalls vor zwei Tagen erklärte: „Ich drohe nicht mich selbst umzubringen. Solange sie einer gerechten und legitimen Bitte nicht nachkommen bleibt mir keine andere Wahl, als bis zum Tod mit Würde und Stolz zu wandeln.“
Doch der griechische Staat tut nichts, sondern fängt schon vor Dimitris Tod an sich Lügenkonstrukte aufzubauen, so behaupten verschiedene Institutionen, dass der Hungerstreik nicht das letzte legitime Mittel gewesen sei, jedoch konnten diese Lügen widerlegt werden. Mit diesen Lügen zeigt sich noch einmal mehr wie unmenschlich staatliche Institutionen arbeiten, anstatt einer gerechten, legitimen Bitte (wie Koufontinas sagt) nachzugehen, investieren sie ihre Zeit lieber in das Planen von widerlegbaren Lügen und ermorden somit einen Menschen.
Dimitris Koufontinas kommt aus einer Familie von widerständigen Menschen, so kämpften seine Eltern bewaffnet erst gegen Deutsche und später gegen Briten. Er schloss sich erst der Schüler*Innenorganisation PASOK an die sich damals antikapitalistisch und sozialdemokratisch gaben, bis er Anfang der 1970er sich bewaffneten Gruppen anschloss. Bis er sich der ELA anschloss. Jedoch sagt er sein politisches Ich selbst sei in den Tagen des Kampfes um das Polytechnio geboren (17.November 1973), genau wie seine spätere politische Gruppe. Die Gruppe 17. November stand für einen kontinuierlichen bewaffneten Kampf und zeigte der Zivilgesellschaft und dem Parlament, dass dies möglich ist. So entsprangen ihre revolutionären Gedanken der Zeit des Ablebens des Militäregimes und nahmen Gestalt an, in der Zeit des sozialbürgerlichen Demokratisierungsprozesses. Sie zeichneten sich vor allem durch ihre Nähe zu den zivilen Bürger*innen aus, sie achteten pedantisch darauf keinen zivilen Menschen anzugreifen und richteten ihre Aktionen an gesellschaftlichen Forderungen aus. Arbeiter*innen sterben bei Minenunglück, Raketen schlagen im Büro des Bergbaukonzerns ein. Erhöhung der Lohnsteuer, Rakete in Finanzministerium. Dies unterschied sie von anderen militanten Gruppen ihrer Zeit, dadurch verloren sie aber auch ihre Zugänglichkeit innerhalb der Szene. Auch wenn Analysen von der Gruppe oft kritisch hinterfragt werden, stehen auch Anarchist*innen, der marxistischen Gruppe solidarisch gegenüber da ihr kontinuierlicher bewaffneter Kampf fast einzigartig in seiner Form zu dieser Zeit war. Leider brachen fast alle Mitglieder unter der Repression zusammen und verloren ihren politischen Gefangenenanspruch. Nicht so Koufontinas. Er schaffte es unterzutauchen und stellte sich am 5. September 2002 selbst. Um den politischen Anspruch der Gruppe zu wahren nahm er alle Aktionen auf sich. Dafür wurde er für 13 mal Lebenslänglich verurteilt. Doch auch im Gefängnis hörte seine politisches Bewusstsein und handeln nicht auf, so ist dies sein 5. Hungerstreik, er übersetzte Bücher und schrieb selbst ein Buch „geboren am 17.November“ in welchem er selbstkritisch einen Erfahrungsbericht der Bewegung 17. November verfasste. Seine Überzeugungen und seine Leidenschaft für eine andere Welt ließ er sich nie nehmen. Zeigen wir ihm unsere Solidarität, denn sie ist unsere stärkste Waffe im Kampf gegen dieses System!Solidarische Grüße aus Leipzig, an alle Gefangenen!
Lasst uns weiter kämpfen, denn dieses System kann versuchen uns alles zu nehmen und uns zu demütigen, doch was es uns niemals nehmen kann sind unsere Gedanken und Überzeugungen!
Dies zeigt Dimitris Koufontinas.
Quelle: Indymedia