Am 9. Oktober soll das Anarcha-Queer-Feministische Hausprojekt in der Liebig Straße 34 geräumt werden. Eine weitere Räumung, die sich in eine lange Liste von Zwangsräumungen und Verdrängungsprozessen der letzten Jahren einreiht, die stets mit aller Gewalt und politischem Willen, egal welcher Regierung durchgesetzt werden. So wie einst auch der Wagenplatz „Schwarzer Kanal“, der bis 2010 am Spreeufer an der Michaelkirchstraße residierte.
Heute ist Kreuzberg das Aushängeschild für Marketingstrategien, um Neureiche und Technologiekonzerne anzulocken. Und was da noch fehlt, ist natürlich nichts anderes als Luxuswohnungen und Start-Up-Büros. Also verschwindet auch diese letzte Brache des einstigen Wagenplatzes unter dem Beton. Leistungsdruck, Konkurrenz und smarte Vereinzelung versprechend. The Elements, wie sich das Bauvorhaben nennt, wird von dem Schweizer Baukonzern Implenia, der aufgrund seiner Beteiligung am Knastneubau in Basel kürzlich zu einiger Berühmtheit gelangte, umgesetzt.
Wer auch immer sich in seinem durchgestylten Büro diesen Namen ausgedacht hat, für den Bau in den Chefetagen und Politikzimmern die Verantwortung trägt – ihnen sei gesagt, wir vergessen nicht die Geschichte, die uns dieser Ort eigentlich erzählt. Versucht sie nur mit euren Baggern zu begraben, sie wächst zwischen uns und an anderen Orten weiter. Es sind die Momente, in denen wir an der Feuertonne diskutiert und unter Bäumen gelacht haben. In denen wir uns an Orten wie diesen kennen gelernt, rebellisch wurden und gegen die Eintönigkeit und Grausamkeit der Verhältnisse, die uns umgeben, organisiert haben.
Wir haben keine Hoffnung in das Politiktheater der Parlamente. Die Politik legt ihre schützende Hand über das Kapital und schickt ihre willigen Handlanger*innen los, um uns aus unseren Häusern zu prügeln, wenn das Gesetz es so will. Es kann keinen Dialog geben, denn die Herrschenden haben längst klargestellt, wo sie stehen. Unzählige Besetzungen der letzten Jahren wurden gnadenlos weggeräumt. Mieter*innen werden mitten in einer Pandemie auf die Straße geworfen, während gleichzeitig von Rücksichtnahme geredet wird. Viel verlogener geht eigentlich gar nicht.
Nun, wir werden auch diese Räumung nicht unbeantwortet lassen. Denn was uns bleibt, ist die Solidarität und das Wissen darüber, dass wir jederzeit zurückschlagen können. Wie gestern Nacht, in der wir mittels Brandsätzen zwei Bagger auf der Baustelle von „The Elements“ abgefackelt haben. Vielleicht solltet ihr das mit den vier Elementen nochmals überdenken, Feuer scheint euch zumindest nicht sonderlich gut zu bekommen.
Liebe Grüße, einige Chaot*innen
Quelle: Indymedia