Berlin, 11. August 2020
Am Rande der roten Insel in Schöneberg entsteht rund um den Gasometer seit 2008 unter dem Namen Europäisches Energieforum, kurz EUREF-Campus, ein sogenanntes „smartes Stadtquartier“. Auf dem Gelände, dass als Referenzort für die Smart-City-Strategie des Landes Berlin dient, forschen und entwickeln dutzende Firmen in einem Zusammenschluss etablierter Großkonzerne wie der Deutschen Bahn, GASAG oder bald auch Tesla und Start-Ups an der „intelligenten Stadt der Zukunft“. Ein Reallabor, um Berlin als Techstandort auf dem Globalen Markt attraktiv zu machen.
Was hier unter dem Deckmantel des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit präsentiert wird, zeigt sich bei genauerer Betrachtung jedoch als kybernetischer Albtraum. Denn die Smarte Stadt und die damit einhergehende, allumfassende Vernetzung bedeuten vor Allem eine weitreichende Kontrolle. Damit eine Stadt intelligent wird, benötigt diese Unmengen an Daten und so soll jede Regung erfasst und ausgewertet werden, um diese dann gewinnbringend in die Wertschöpfungskette einzuspeisen. Dadurch wird das Verhalten der Bewohner*innen zunehmend berechen- und steuerbar und genau darin liegt das Interesse der Konzerne, die unermüdlich daran arbeiten, die Stadt mithilfe technologischer Erneuerungen umzustrukturieren. Dass es dabei keinen Platz für ein selbstbestimmtes Leben und unkontrollierte Räume, jenseits der Verwertung und des Konsums, geben wird, liegt auf der Hand. (mehr dazu hier: https://anarchistischebibliothek.org/library/anonym-smarter-shit)
Doch aufgepasst, da wo die Visionen einer erschreckenden Zukunft Form annehmen, wo Maschinen autonomes Handeln und Fortbewegen erlernen sollen, sind autonome Steinewerfer*innen manchmal nicht weit. So haben auch wir diesen Standort, in der Nacht zum 11. August, zu unserem Reallabor erklärt und uns als unerwünschte Zaungäste im Stein- und Farbgläserweitwurf geübt. Zwei Bürogebäude auf dem Gelände sind nun ordentlich eingesaut und die Kamera an unserem, mit Farbe gefüllten Feuerlöscher, erblindet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, wie wir finden. Der Anlass unseres Erscheinens ist die Räumung des Syndikats am vergangenen Freitag, die uns verdammt wütend macht.
Quelle: geistige-gefaehrdungen.net, Diymedia (Tor)