Garmisch-Partenkirchen, 13. März 2020
Wir haben in der Nacht vom 12. auf den 13. März die Fassade des Gasthofes „Zum Rassen“ in verschönert. Die Aktion findet wie viele weitere in ganz Bayern unter dem Motto „Den Rechten entgegentreten“ statt. Mit Sprühdosen wurde die komplette Fassade, die Fenster und Tür schwarz bemalt. Um klar zu machen worum es uns geht, haben wir auch noch den Schriftzug „Kein Raum der AfD“ angebracht, weil im Gasthof der lokale Stammtisch der AfD stattfindet und dort auch immer wieder VertreterInnen des faschistischen „Flügels“ innerhalb der AfD sprechen durften.
Zur Kommunalwahl haben faschistische Positionen auch abseits der großen Städte keinen Platz!
Der Widerstand gegen Rechte macht nicht an den Stadtgrenzen halt!
Quelle: Indymedia (Tor), Spiegelung (Tor)
Polizei findet Spraydosen in Tatortnähe
„Kein Raum der AfD“: Gasthof Rassen mit Schriftzug und schwarzer Farbe beschmiert – 15.000 Euro SchadenUnbekannte Täter haben am frühen Freitagmorgen die historische Fassade am Gasthof Zum Rassen zerstört. Mit schwarzem Lack besprühten sie die gesamte Front. Der Sachschaden ist enorm. Zudem bekommt das Ganze eine politische Dimension.
+++ Update: 13. März, 19 Uhr:
Garmisch-Partenkirchen – Den ganzen Freitagvormittag über haben zwei Mitarbeiter und Malermeister Hubert Filser selbst nur geschliffen. Um den Lack von der denkmalgeschützten Fassade zu entfernen. Die ist zerstört. Auf etwa 14 Metern Länge und gut zwei Metern Höhe haben Unbekannte die Wand des Gasthofs Zum Rassen im Ortsteil Partenkirchen besprüht. Eine schwarze Front geschaffen, wo zuvor eine kunstvoll gestaltete Fassade das Gebäude zierte. „Das ist eine Kulturschande“, sagt Rassen-Besitzer Hubertus Ecker.
Nicht nur das. Die Vandalen hinterließen eine politische Botschaft: „Kein Raum der AfD“ prangte als Schriftzug zwischen zwei Fenstern. Den hat Ecker sofort mit Brauerei-Plakaten überklebt, darauf seine Antwort platziert: „Jetzt erst recht.“ Soll heißen: „Ich lasse mich nicht beugen, ich gebe nicht nach.“
Rassen-Wirt Ecker immer wieder kritisiert: AfD-Politiker hielten bei ihm Veranstaltungen ab
In der Vergangenheit sah sich Ecker immer wieder Kritik ausgesetzt. Denn er ließ Veranstaltungen der AfD in seinem Saal zu. Frauke Petry, Beatrix von Storch, Alexander Gauland und Alice Weidel traten dort bereits auf. „Wir sind extrem froh, dass wir ihn haben,“ sagt Helmut Filser, Kreisvorsitzender der Alternative für Deutschland und im Übrigen Bruder des Malermeisters und Bayernpartei-Gemeinderats Hubert. Die AfD, sagt ihr Vertreter von Garmisch-Partenkirchen, hat große Schwierigkeiten, Veranstaltungssäle zu finden. Ecker bietet ihren Anhängern den Platz, den sie brauchen. Immer aus Überzeugung. Nicht, weil er der Partei angehört oder ihr nahesteht – „Ich bin CSU“, sagt er über sich selbst –, sondern weil dies zu seinem Verständnis von Demokratie gehört. Eine anerkannte, gewählte Partei darf in seinem Haus auftreten und sprechen. Das ist für ihn die Basis für ein Miteinander. „Solange die Menschen reden, gibt es keinen Krieg.“ Die Aktion jetzt – schon einmal wurde eine Wand mit Anti-Nazi-Parolen beschmiert – schreibt er Feiglingen zu. Auf die er auf seine Art reagieren möchte: Er überlegt, ob er nicht künftig auch Vertreter extremerer Flügel sprechen lässt, denen er früher abgesagt hätte. Radikal, das weiß er. „Aber wenn mich jemand angreift, werde ich zur Furie.“
Polizei Garmisch-Partenkirchen spricht von „massiver Sachbeschädigung“: Rund 15.000 Euro Schaden
Dieser Angriff, den die Polizei als „massive Sachbeschädigung“ bezeichnet, hat sich in den frühen Freitagmorgenstunden ereignet. Als die Beamten gegen 4 Uhr eintrafen, waren der oder die Täter bereits verschwunden. Einen Bezug zu den Kommunalwahlen schließt die Polizei nicht aus. In Tatortnähe stellte sie Spraydosen sicher und wertet nun Spuren aus. An der Hausfront entstand enormer Schaden. Malermeister Filser rechnet mit um die 15 000 Euro, ein spezialisierter Kirchenmalermeister aus seinem Team muss ans Werk, will man die Wand im Original wiederherstellen. Ecker tendiert dazu, sagt aber auch: „Ich muss überlegen, was ich mach’. Ich weiß ja nicht, ob die wiederkommen.“
AfD Garmisch-Partenkirchen will Spenden für Rassen-Wirt sammeln
Helmut Filser will Rassen-Besitzer Ecker unterstützen. Wie bei der Sachbeschädigung vor einigen Jahren werde man wieder eine Spendensammlung starten. Damals kamen nach eigener Aussage 500 Euro zusammen – das wird nun bei Weitem nicht reichen. Der Kreis- und Gemeinderatskandidat macht die Schmierereien zum Wahlkampfthema. Wenn dieser sachlich geführt werde, sagt er, wäre dies nicht passiert. Sogar Schuldige präsentiert er in einer schriftlichen Stellungnahme: „selbst ernannte Demokraten aus dem linksgrünen Lager“, namentlich die Bürgermeisterkandidaten und bekennenden AfD-Gegner Elisabeth Koch und Martin Schröter. Auch auf Facebook verbreitet er diese Theorie. Deren vermeintliche „Hass und Hetze“ bereiten in seinen Augen den Boden für Angriffe gegen die AfD. Dabei hatte Koch bereits Freitagfrüh die Schmierereien auf ihrer Facebook-Seite kritisiert, sprach den unbekannten Tätern ihre „tiefe Verachtung“ aus. Helmut Filser lässt dies nicht zählen, spricht von einer „scheinheiligen Verurteilung“ der Tat. Um im Tagblatt-Gespräch doch einzulenken. Nein, sachlich – was er so sehr von den politischen Widersachern fordert – sei seine Reaktion wohl auch nicht gewesen.
Zeugen gesucht
Wer Hinweise auf die Tat in der Ludwigstraße geben kann, wird gebeten, sich bei der Polizei Garmisch-Partenkirchen zu melden. Hinweise werden unter der Telefonnummer 0 88 21/XX entgegengenommen.
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Ursprüngliche Meldung:
Garmisch-Partenkirchen – Zu einer massiven Sachbeschädigung ist es am frühen Freitagmorgen in der Partenkirchner Ludwigstraße gekommen. Unbekannte haben sich am Gasthof Rassen zu schaffen gemacht. Die Gebäudefront des Gasthauses, in dem des öfteren Veranstaltungen der AfD stattfinden, wurde über die gesamte Breite auf einer Höhe bis zu zwei Metern mit schwarzer Farbe besprüht. Zusätzlich ist der Schriftzug „Kein Raum der AfD“ zu lesen. Ein Bezug zu den anstehenden Kommunalwahlen ist nicht auszuschließen, teilt die Polizei mit.
Der Notruf war um kurz nach 4 Uhr in der Inspektion eingegangen. Zu diesem Zeitpunkt waren der oder die Täter schon nicht mehr vor Ort. An der Hausfront entstand dadurch ein noch nicht abschätzbarer Sachschaden. In Tatortnähe konnten die Spraydosen sichergestellt werden. Es erfolgt jetzt die Auswertung auf mögliche Spuren.
Zeugen, die Hinweise zu dem Vorfall geben können oder die Auffälligkeiten im Bereich der Ludwigstraße beobachten konnten, werden gebeten sich bei der Polizei in Garmisch-Partenkirchen unter Telefon 08821/XX zu melden.
Quelle: Merkur