Berlin, 2. September 2019
Vonovia – Deutschlands größter Immobilienkonzern
Eigentum: 400.000 Wohnungen
Gewinn 2017: 920,8 Millionen Euro
Gewinn 2018: 1,07 MilliardenEuro
Durchschnittliche Kaltmiete: 6,52 €/m²
Mietsteigerung 2019: 4,4%
Mietsteigerung 2020: 4,4%Vonovia ist ein börsennotierter Konzern mit Verbindungen in die Politik. Vonovia ist ein Beispiel dafür, wie sowohl die Wirtschaft als auch die Mächtigen, die uns regieren, von der allgegenwärtigen Wohnraumverteuerung profitieren. Die Immobilienwirtschaft vereint heute in besonderem Maße die Gewinnmaximierung und den Angriff auf das widerständige Potential der Gesellschaft. Gentrifizierung spült mehr und mehr Geld in die Taschen derer, die über Geld, Aktien, Boden und Häuser verfügen – also die sowieso schon Reichen. Gentrifizierung bedeutet aber gleichzeitig einen enormen Druck auf diejenigen, die über relativ wenig oder gar kein Kapital verfügen. Druck, sich an katastrophale Arbeitsbedingungen anzupassen, wie sie z.B. die Scheinselbstständigkeit von Lieferant*innen und Messebauer*innen oder die roboterartigen Arbeitsprozesse in den Hallen von Amazon darstellen. Druck, um den knappen, überteuerten Wohnraum in den Städten zu konkurrieren. Druck, weit weg vom alten Bekanntenkreis eine neue Existenz in neuem Wohnumfeld aufzubauen, dessen Zukunft fragwürdig ist. Dieser enorme Druck ist kein Zufall oder ein Gefühl der Betroffenen, unter Druck gesetzten, Unterdrückten, sondern die Umsetzung des neoliberalen Plans der totalen Herrschaft des Kapitalismus – die Ausbeutung der Einen durch die Macht der Anderen und die Vereinzelung des Menschen.
Kein Zufall also, dass der Aufsichtsratsvorsitzende vom größten Einzelaktionär von Vonovia (und außerdem von der Deutsche Wohnen) der CDU-Spitzenmann Friedrich Merz ist, wie in einer Anschlagserklärung auf Autos von Vonovia veröffentlicht wurde.
Als diejenigen, die nicht vom Wohnungsmarkt profitieren, müssen wir ganz unten anfangen, wenn wir aus unserer Rolle ausbrechen wollen. Wir müssen ein Bewusstsein darüber schaffen, dass unsere Kooperation, unsere Miete und unsere Nebenkosten die Grundlage für die Macht der Herrschenden sind. Für Immobilienkonzerne wie Vonovia sind wir leichte Beute. Wir müssen die Jäger zu den Gejagten machen.
Eine Möglichkeit, den Spieß umzudrehen, sind Angriffe auf die hunderten weißen Transporter mit der Aufschrift von Vonovia und ihrer Tochterfirmen, die in allen größeren Städten zu finden sind. Sie sind die Grundlage des professionellen Gebäudemanagements, welches notwendig erscheint, dennoch in erster Linie der Gewinnmaximierung dient. Es geht dabei nicht um wichtige Reparaturen, sondern um vermeintliche „Instandhaltungsmaßnahmen“, die den Mieter*innen in Rechnung gestellt werden können und einen guten Teil des Gewinns von Vonovia ausmachen. Uns geht es nicht darum, die Objektbetreuer*innen anzugreifen, sondern wir schlagen vor, das Eigentum von Vonovia massenhaft zu zerstören, um unseren Widerstand weiterzuentwickeln.
Wir stellen aber auch in Frage, ob es überhaupt notwendig ist, Hausmeister*innen in unseren Wohnhäusern zu haben. Brauchen wir wirklich Dienstleister*innen für jeden Bereich unseres Lebens außer für Arbeiten und Schlafen? Das moderne Gebäudemanagement von Konzernen wie Vonovia verstehen wir als totale Entfremdung von unserem direkten Lebensraum. Ist die Gesellschaft so sehr mit Arbeiten und Schlafen überlastet, dass die Menschen verlernt haben, selbst ihre Wohnung oder ihr Haus in Stand und in Ordnung zu halten? Es ist zumindest noch nicht so lange her, dass die Hausmeister*in selbst vor Ort wohnte und man sich untereinander kannte. Es gibt darüber hinaus auch aktuelle Beispiele von größtenteils selbstverwalteten Häusern in Berlin, welche die Möglichkeit eines anderen Lebens unter Beweis stellen. Dies leider fast nur in Gemeinschaften von Menschen mit Kapital in Form von Geld, Teilhabe an Machtstrukturen, oder exklusivem Wissen über Methoden der Herrschaft. Währenddessen reihen sich unzählige Menschen mit beschränktem Zugang zu anderen Formen der Organisierung und finanziellem Rückhalt in die gesichtslose produktive Basis des kapitalistischen Systems ein.
Wir als Zusammenhang verschiedenster Hintergründe – unter anderem auch expliziten flint*-Gruppen – haben uns dazu entschlossen, Widerstand zu leisten. Wie in einer Erklärung zum Angriff auf den Transporter eines anderen Immobilienkonzerns erwähnt, kann unser Widerstand nicht harmlos sein sondern muss spürbar zurückschlagen und sein Potential ständig vergrößern.
Mit folgender koordinierter Aktion in der Nacht vom 1. auf den 2. September drücken wir die allgemeine Wut auf die Gentrifizierung aus:
-Friedrichshain: Transporter von Vonovia entglast, besprüht und beschmutzt
-Treptow: Transporter eingehämmert und eingefärbt
-Köllnische Heide: 2 Transporter entglast sowie Reifen zerstochen
-Fennpfuhl: 2 Transporter entglast und Karosserie verbeult
-Hohenschönhausen: Transporter entglast und Karosserie verbeult
-Wedding: Transporter entglast und Reifen zerstochen
Wir handeln in informeller Koordination mit Gruppen im gesamten europäischen Raum, insbesondere jenen in verschiedenen deutschen Städten, die auch militante Angriffe auf Vonovia ausführen. Dies betrifft Berlin, Bremen, Dresden, Frankfurt a.M., Hannover, Köln, Leipzig, Nürnberg, Stuttgart, Wuppertal.
Informelle Koordination bedeutet: wir müssen uns nicht persönlich kennen oder treffen, da wir über unabhängige Medien offen und für alle Welt nachvollziehbar kommunizieren. Die Nutzung und Absicherung dieser Medien ist insbesondere deshalb notwendig, da die privaten und staatlichen Organe von Twitter bis ARD die Verbreitung von Nachrichten kontrollieren und systemgefährdende Inhalte und Aktionen bis zur Unkenntlichkeit filtern.
Außerdem reagieren wir mit unserer Aktion auf die Aufrufe von offen kämpfenden Strukturen. Wir solidarisieren uns ausdrücklich mit der selbstverwalteten, anarcha-queer-feministischen Liebig34 sowie dem besetzen Wagenplatz DieselA an der Rummelsburger Bucht.
Wir wollen außerdem die Gelegenheit nutzen, zu den Tu Mal Wat! Tagen in Berlin aufzurufen.
Bereit, auch die Hand zu beißen, die uns füttert:
Autonome Gruppen
Quelle: Indymedia (Tor)