Berlin, 13. Juni 2019
In der Nacht vom 12.06 zum 13.06 waren wir bei Markus Bernau zu Hause, haben ihm an seiner Hausfassade die Worte “Ohne Schmiede kein Friede – Love R94” (mit Bitumen) und eine brennde Mülltonne in seiner Einfahrt hinterlassen.
Markus Bernau ist angeblich Anwalt von Lafone Investments Limited, eine dubiose Briefkastenfirma auf den britischen Jungferninseln und seit Ende 2014 Besitzer des Hauses Rigaerstr. 94. Heute fand um 10 Uhr der Prozess wegen einer eventuellen Räumungsklage des Erdgeschosses der Rigaerstr. 94 statt. In diesen Räumen befindet sich zum einen seit 27 Jahren der soziale Raum und Kneipe “Kadterschmiede” und nebenan zum anderen der Jugendclub “Keimzelle”.
Beim letzten Gerichtsprozess zur Verhandlung der Räumungsklage im Mai 2018 wurde die Klage abgeschmettert, weil Bernau dem Richter nicht die erforderlichen Dokumente vorlegen konnte. Nachdem er sich damit juristisch wie organisatorisch absolut lächerlich machte, verlässt Bernau den Gerichtssaal und wird praktisch. Im Zuge der Razzia im November 2018 in der Rigaerstr. 94 kommt Bernau persönlich vorbei und droht mit dem Ausbau der Türen und einer erneuten Räumungsklage. Obwohl Bernau also schon Schwierigkeiten hat, für Lafones Interessen erforderliche Dokumente zu beschaffen, traut er sich noch einmal vor Gericht, um sich als schlechtester Anwalt zu beweisen. Und siehe da, offensichtlich wurde er dem heute auch wieder gerecht. So twittert die Rigaerstr. 94, als die Verhandlung vorbei ist :”Warten noch auf Entscheidung, ob die Klage endgültig als unzulässig erklärt wird oder Anwalt Bernau 2 weitere Wochen Zeit bekommt, Unterlagen zusammen zu sammeln, die etwas über Lafone Investment aussagen.” und abschließend “Das Gericht hat eine Entscheidung getroffen: Die Klage wurde abgewiesen. Wir haben gewonnen.”
Die Unterlagen hatte Bernau also immer noch nicht beisammen – und wir freuen uns sehr, dass es derartige unfähige Anwälte wie Bernau gibt !
Natürlich hätten wir auf das Gerichtsurteil warten und erst reagieren können, wenn wirklich sicher ist, dass die Kadterschmiede und Keimzelle geräumt werden sollen. Diese defensive Praxis lehnen wir allerdings ab. Wir haben keine Lust, erst den direkten Angriff vom Staat abzuwarten, um dann nur noch mit bloßen Verteidigungsmomenten handeln zu müssen. Wir betrachten das gesamte herrschende System als Angriff auf unsere Ideen, Träume und Vorstellungen vom Leben und sind deswegen auch bereit, jederzeit in die Offensive zu gehen.
Wir werden auch nicht auf die Milde irgendwelcher Richter*innen hoffen. Wir lehnen den Staat und damit all seine Konstrukte, ausführenden Instanzen und Institutionen ab. Somit auch das Gericht und Richter*innen.
Würden wir allerdings auf die (völlige Inkompetenz Bernaus und damit eventuelle) Milde der Richter*innen vertrauen oder hoffen, würden wir damit auch den Staat mit seinen Mitteln anerkennen.
Deswegen waren wir nicht bereit, den Prozess und das Urteil abzuwarten. Und natürlich sollte sich auch Bernau nicht in Sicherheit wiegen können. Er soll wissen, dass wenn er sich mit unseren Ideen, Träumen, Vorstellungen vom besseren Leben und damit verbundenen Freiräumen anlegt, nicht so einfach davonkommt. In dieser Nacht schafften wir eine minimale Bedrohungssituation. Sollte Bernau die Rigaerstr. 94 weiterhin nerven, zeigen wir uns wieder solidarisch mit den Mitteln, die nötig sind.
Quelle: Indymedia