Am Freitagabend kam es mal wieder zu Auseinandersetzungen im Friedrichshainer Nordkiez. Am Dorfplatz fand zunächst eine unangemeldete Kundgebung bezüglich der Repression gegen Isa statt, später gab es ein Feuer. Bullen wurden wiederholt eingedeckt.
Um 19 Uhr war zu einer Kundgebung in Solidarität mit Isa aufgerufen worden. Die Bullen waren schon bevor es losging da und schikanierten einige Grüppchen, die sich mit Tischen und Stühlen niedergelassen hatten. Die Aufforderung, diese wegzuräumen konnte als klare Drohung mit Gewalt aufgefasst werden und ihr wurde deshalb folge geleistet. Nur eine Woche zuvor hatte eine Mannschaft unter Aufsicht von Herrn Pohl von der Wedekindwache die Vokü brutal vom Dorfplatz abgeräumt und dabei zwei Leute festgenommen und diese bis zum nächsten Morgen festgehalten. Die beiden wurden bei der Festnahme verletzt und auf der Wache weiter mißhandelt.
Die Anwesenheit von Herrn Pohl sowie Herrn Pluschke sowie mindestens eine Hundertschaft in der gesamten Umgebung liessen darauf schließen, dass der Gewaltexzess diesen Freitag wiederholt werden sollte, um den Dorfplatz von Menschen zu säubern.
Die Kundgebung konnte aber erstemal aus der Liebig34 heraus ohne Zwischenfälle abgehalten werden, zeitgleich fand draußen die regelmäßige Küche für Alle statt und anschließend sollten Cocktails ausgeschenkt werden, um Geld für die ganzen Gerichtsverfahren zu sammeln. Zunächst waren nicht besonders viele Leute da, um sich die zwei Reden zum aktuellen Stand der Auseinandersetzung um das Gerichtsverfahren gegen Isa sowie zur Eskalation am letzten Freitag anzuhören. Es trudelten jedoch nach und nach mehr Leute ein und auch die Nachbar_innen in den Häusern konnten den Reden folgen. Die Riotbullen hatten sich gemeinsam mit einer Bande von Staatsschützern in zivil an einer Ecke postiert und provozierten mit ihrer Anwesenheit. Als die Reden vorbei waren, wurde laute Musik für den Dorfplatz gespielt und es sammelten sich mehr und mehr Leute. Es kam dann zu einem ersten Angriff vom Dach der Liebig14 auf die Bullen an der Ecke mit Farbbomben. Dabei wurde ein Fahrzeug von ihnen ordentlich mit schwarzer Farbe besudelt und musste erstmal weggefahren werden. Auch die Zivis und Bereitschafter zogen sich in der Folge zurück, blieben aber in Sichtweite.
Der entstandene Freiraum wurde erstmal dadurch genutzt, dass ein netter, geselliger Abend auf unserem Ort der Almende, wie es in der Rede formuliert wurde, abgehalten wurde. An anderen Ecken im Kiez zündeten Leute einige Mülltonnen an und später wurde auch am Dorfplatz ein Feuer gemacht, welches die Geselligkeit noch verstärkte. Sicherlich hätte man “is gut, lass ma” sagen können, denn alle wissen, dass die Bullen immer irgendwann den Platz zurückerobern wollen, um die Ordnung wieder herzustellen. Aber nein, es ist unser Platz und wenn wir Lagerfeuer wollen, dann machen wir Lagerfeuer. Nach einigen Stunden kamen sie dann, im Schlepptau schon die eilig mobilisierte Journaille. Es ergoss sich ein Regen aus Farbe und Gegenständen auf die Armee der Besatzer, die nichts desto trotz eigenhändige Löschversuche am Lagerfeuer unternahmen. Ob die Feuerwehr ihre Berufsehre wiederentdeckt hat und deshalb nicht löschte oder ob die Bullen es für zu gefährlich hielten, wissen wir nicht.
Soweit das von hier zu beurteilen ist, wurde bei der ganzen Sache niemand verletzt oder festgenommen. Presse und Bullen stilisieren den Abend zu schweren Ausschreitungen hoch, wahrscheinlich um ihre Schwäche zu kaschieren. Auf Seite der Rebell_innen wurde klar gemacht, dass Angriffe wie am letzten Freitag nicht dazu führen, dass man sich verkrümelt. Zumindest interpretiert der Autor dieses Textes das so. Im Hinblick auf den Fall Isa, um den es hauptsächlich bei der Kundgebung ging, kann man das genauso sehen. Die Repression gegen Einzelne hat zu kollektiver Gegenwehr geführt. Wenn diese Interpretation so stimmt, dann ist das ein sehr wichtiger Prozess.
Quelle: Indymedia