Wir haben gestern das Büro der „Aachener Immobiliengesellschaft mbH“ mit Farbe markiert. Die Aachener Immobiliengesellschaft unter dem alleinigen Geschäftsführer Gerd Sauren besitzt zahlreiche Immobilien in Aachen, laut eigener Aussage über 400 Wohnungen und 150 Gewerbeeinheiten.
Auf vielen Flächen, die der Gesellschaft gehören, bietet sich das gleiche Bild: Leerstand oder ungenutztes Bauland. Es ist offensichtlich, dass es die Verantwortlichen null interessiert, was die Bewohner*innen Aachens brauchen und wollen – es geht ihnen nur um die eigene Profitmaximierung.
Das beste Beispiel dafür ist die untere Adalbertstraße, die seit Jahren leer steht, weil Sauren sich weigert, genügend Wohnungen einzuplanen. Gewerbeflächen sind doch viel lukrativer! Außerdem kann er so in aller Ruhe noch ein bisschen auf höhere Mietrenditen spekulieren. In Bezug auf eine Enteignung „kommt die Stadt rasch zu dem Schluss, dass diese hier nicht infrage kommt, weil der Schaden für das Allgemeinwohl längst nicht so groß ist, wie er zur Anwendung dieses Mittels sein müsste“ (AZ, 08.01.19). Man müsste lachen, wenn es nicht so traurig wäre…In der Alfonsstraße ließ Sauren letztes Jahr einfach so einen ganzen Wohnblock mit günstigen Wohnungen abreißen, ohne dass Alternativen geschaffen wurden.
Und auch mit dem alten Wertz-Gelände am Hohenzollernplatz, das Raum für viele Wohnungen bieten würde, spekuliert Sauren seit Jahren ungerührt.
Wie in allen deutschen Städten müssen auch in Aachen Menschen auf der Straße leben und Geringverdiener*innen und Familien haben größte Schwierigkeiten, überhaupt noch Wohnungen in der Stadt zu finden. Wie viele andere Städte haben die Verantwortlichen auch in Aachen auf kommunalen Wohnungsbau verzichtet bzw. eigene Bestände aufgegeben. Stattdessen wurde privaten Investoren wie Sauren oder Unternehmen wie „vonovia“ freie Hand gelassen. Das Ergebnis sind nun steigende Mieten, fehlender Wohnraum, zu wenig Sozialwohnungen – und gleichzeitig Leerstand und Spekulation. Oben sind nur einige Beispiele genannt. Rechtfertigt wird diese verdrehte Welt, in der reale Bedürfnisse von Menschen oft keinen Platz mehr haben, durch das „heilige“ Recht auf Eigentum und die unternehmerischen Freiheit. Diese sind offenbar wichtiger als Wohnraum für Alle!
Doch es formiert sich Widerstand. Es gibt ein großes öffentliches Interesse an der Wohnungspolitik, es wird kritisch berichtet, es werden Häuser besetzt oder Mieter*innen-Initiativen gegründet. Nicht nur aus Berlin werden sogar Forderungen nach – Achtung! – Enteigungen laut. Und dieses gefürchtete Wort ist auf einmal tatsächlich in aller Munde, wird in den größten Tageszeitungen verhandelt. Dass der Ausverkauf der Städte durch Politik und Unternehmen nicht mehr nur reibungslos funktioniert, ist vielen wütenden und entschlossenen Menschen zu verdanken, die sich dagegen wehren.
Diese Aktion ist eine symbolische. Der kleine Sachschaden tut der Aachener Immobiliengesellschaft nicht weh. Aber sie sollten sich merken, dass das, was sie – und nicht als Einzige!- tun, uns und andere wütend macht und dass dieser Wut auch Taten folgen können. Vor allem aber wollen wir die dringend nötige Debatte um Wohnungspolitik nicht versiegen lassen. Daher am Schluss einige Forderungen:
An die Aachener Bevölkerung: Lasst Euch Eure Stadt nicht nehmen! Kämpft darum, dass Ihr mitbestimmen könnt, was hier passiert und lasst es Euch nicht bieten, dass einzelne Unternehmen ihre Profitgier über unsere Bedürfnisse stellen.
An die Aachener Politik: Enteignet Sauren & Co.! Argumente, die Situation gehe nicht „genug“ zu Lasten der Allgemeinheit und daher sei dieser Schritt rechtlich nicht zu rechtfertigen, sind angesichts der Realität völlig absurd.
An die Aachener Presse: Seid kritisch! Recherchiert und berichtet über jahrelangen Leerstand, über Entmietungsstrategien, über Immobilien-Spekulation, über den Abbau der Sozialwohnungen, über die ganzen Ungerechtigkeiten. Sollte sich doch eigentlich von selbst verstehen, oder?
Die Städte denen, die drin wohnen!
Immobilien-Haie enteignen!
Quelle: Indymedia (Tor)